Vaginale Sensibilität
Eine der ersten Aufgaben der Sexological Bodywork Ausbildung nennt sich Orgasmic Yoga. Es geht darum 4 Wochen lang bewusste körperliche Selbstliebe zu praktizieren. Mara nutzte diese Zeit, um auch mit einem Sextoy zu forschen, das sie in einem kleinen Sexshop in Berlin entdeckt hatte. Der “Pulsator” ist eine Art Dildo, der durch stoßartige Bewegungen pulsiert. Sie machte damit intensive Erfahrungen: Der Pulsator half bei der Entspannung der Beckenbodenmuskulatur und entpuppte sich als ein äußerst hilfreiches Massagegerät.
Für Mara waren diese vier Wochen eine Revolution in ihrem Sexualleben und weit darüber hinaus. Nie zuvor hatte sie sich so bewusst und intensiv der körperlichen Selbstliebe gewidmet. Das öffnete für sie ganz neue Welten, sowohl in ihrer eigenen Sexualität als auch mit ihrem Partner.
Als sie Vivien davon erzählte, war diese auch sofort interessiert. Wir fragten uns, ob auch andere Menschen mit Vulvina solche erstaunlichen Erfahrungen machen würden. Und das war der Beginn unserer Forschungen.
Unsere Selbstliebe-Erfahrungen wurden in den folgenden zwei Jahren von etlichen Frauen bestätigt, die in verschiedenen Gruppen mit Pulsator (einige auch alternativ mit einem Glasdildo oder den eigenen Händen) dazu forschten und darüber schriftlich berichteten.
Körpergedächtnis
Alle Sinneseindrücke hinterlassen Abdrücke im Körpergedächtnis. Während sich negative Erfahrungen wie Angst meist unbewusst als blockierende Anspannung manifestieren, können durch somatische Körperarbeit ganz gezielt neue positive Körpererfahrungen gemacht und gefestigt werden. So lässt sich durch Berührung ein Reiz setzen, der über die Nerven an das Gehirn weitergeleitet wird. Wenn dieser Reiz immer wieder erfolgt, wird die Nervenverbindung verstärkt und es braucht immer weniger und kürzere Reize, die immer leichter und schneller im Gehirn ankommen. Das heißt wenn eine Zelle A einen Impuls aussendet, der in Zelle B eine Antwort auslöst, wird der Kontakt von der Zelle A zur Zelle B verstärkt. Die Verstärkung des Kontaktes zwischen den beiden Zellen führt wiederum dazu, dass Zelle B nun mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf ein Signal der Zelle A reagiert.
Durch die Verbindung von bewusstem Wahrnehmen, Spüren, Fühlen, Denken und Handeln entstehen neue neuronale Netzwerke. In Bezug auf die regelmäßige körperliche Selbstliebe mit vaginaler Berührung heißt das: Durch die Berührung entsteht eine neue Nervenverbindung, und wenn diese immer wieder erfahren, positiv erlebt und im Bewusstsein verankert wird, verfestigt sich diese Verbindung und führt zu einer Sensibilisierung, weil es mit der Zeit immer weniger Reiz braucht, um immer schneller positive Gefühle hervorzurufen.
Entspannung
Unserer Erfahrung nach lernen viele Frauen eher unter Anspannung Orgasmen zu erleben. Und Spannung ist tatsächlich ein wichtiges Mittel, das eingesetzt werden kann, um in höhere Erregungszustände zu kommen. Wenn es sich aber darauf beschränkt und eine Frau nur über die Anspannung in Erregung kommt, führt es oft dazu, dass die Orgasmen eher oberflächlich und auf den Genitalbereich beschränkt bleiben.
Das Thema Entspannung war uns aber auch deshalb wichtig, weil viele Frauen sehr unter Druck stehen, wenn es um ihre orgasmischen Fähigkeiten geht und mit der Selbstliebe (oder Masturbation) auch eher Scham, Druck oder Frustration verbinden. Da ist es eine wunderbare Erfahrung nichts tun oder sein zu müssen und sich einfach entspannen (und innerlich massieren lassen) zu dürfen.