Modernes Tantra

Tantra modern: schick, hip, frisch und spaßig
Modernes Tantra

 

„Alltägliche Ekstase. Tantra-Rituale für alle Leidenschaften.“ von Barbara Carrellas ist ein wunderbares Praxis-Buch für alle Menschen, die Lust haben auf leichte und bodenständige Art tantrische Übungen kennenzulernen.

Die legendäre Sex-Performance-Künstlerin Annie Sprinkle beschreibt im Vorwort wie sie Barbara kennenlernte und schreibt, dass Tantra der „Wegweiser“ ihrer beider sexuellen Reise war. Im Lauf der Jahre, während derer Barbara in die queere Szene eingetaucht ist und Workshops leitete für Menschen, die „auf der Suche nach transformativen Erfahrungen waren, die ihrem individuellen Lebensstil und ihrer Persönlichkeit entsprachen“, sei Barbaras „ganz eigener Tantra-Stil entstanden: neu, allumfassend, schick, hip, frisch und spaßig.“ Und Annie ergänzt: „Alltägliche Ekstase gibt mir die Hoffnung, dass die Welt ein Ort sexueller Befriedigung, Ekstase, Erleuchtung für alle sein kann.

Das finde ich auch! Das Buch ist tatsächlich geeignet viele Menschen da abzuholen, wo sie gerade stehen in ihrer Sexualität. Es gibt eine kurze Einführung zur tantrischen Philosophie, entkräftet einige Mythen wie „Tantra ist eine Religion“, „Zum Tantra gehören Mann und Frau“ oder „Es wird nicht richtig gefickt“ und widmet sich der Frage was eigentlich Ekstase ist und wie wir sie erreichen können.

Nach einer kurzen Vorstellung der sieben Chakren, geht es auch schon los mit praktischen, sehr gut beschriebenen Körperübungen, alleine oder mit PartnerIn. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine sehr wertvolle Diskurse über Achtsamkeit, Qualität von Berührung, verschiedene Arten Orgasmen zu erleben etc.

Und anschließend schreibt sie zu tantrischem BDSM, tantrischen Ritualen, Tantra in der Gruppe bis hin zu Sex als Heilung.

Schließlich endet das Buch mit einem Nachwort von Dr. Laura Méritt, unsere Berliner Aufklärungs-Ikone, deren Buch „Frauenkörper neu gesehen“ wir hier auch schon vorgestellt haben. Sie schreibt: „Ekstase ist überall und sie ist machbar. In kleinen Portionen oder großen Explosionen. Lasst uns wortwörtlich in unsere Körper hineinfallen. Das Spirituelle ist körperlich und umgekehrt. Jede und jeder und alle können es.“ YES!

Brüste, Frauen, Geschichten

100 Frauen, ihre Brüste, ihre Geschichten

 

„bare reality: 100 women, their breasts, their stories” (Nackte Realität: 100 Frauen, ihre Brüste, ihre Geschichten) von Laura Dodsworth gibt es unseres Wissens leider bisher nicht auf Deutsch, wir möchten es dennoch hier gerne vorstellen.

Laura Dodsworth hat auch noch die Bücher „womanhood: the bare reality“ und „manhood: the bare reality” veröffentlicht. Und allen drei Büchern ist gemeinsam, dass sie die Vielfalt zeigen: die Vielfalt von Körpern und ihren Geschichten. Es werden die Bilder von Menschen gezeigt, das heißt von ihren Körpern, ihren Brüsten bzw. ihren Genitalien. Ihre Gesichter sieht man nicht, sie bleiben anonym. Und das macht es vielleicht möglich, dass sie so ehrlich ihre Geschichten erzählen: die Geschichten ihrer Brüste bzw. ihrer Genitalien.

In dem Buch über Brüste heißt es im Vorwort von Soraya Chemaly: „Als Mädchen und Frauen lernen wir oft, über unsere sich verändernden Brüste aus der Perspektive zu denken, wie sie sich für andere Menschen anfühlen – insbesondere für Männer und Babies. Mit anderen Worten: Unterhalb der Gedanken an BHs und Badeanzüge denken wir an uns in Begriffen wie Sex oder Opfer, nackt und entblößt oder tröstend und nährend.“

Laura Dodsworth zeigt „Frauen von 19 bis 101 Jahre alt, Frauen mit gesunden Brüsten, oder Frauen die Brustkrebs hatten, Frauen verschiedener Ethnien und aus allen Gesellschaftsschichten, Brüste in allen Formen und Größen, heterosexuelle, lesbische, bisexuelle, asexuelle und Transfrauen.“ Über die Bilder und in den Texten erzählen sie von der Liebe und der Beziehung zu ihren Brüsten und auch von den Schwierigkeiten diese so anzunehmen und so schön zu finden wie sie sind („zu“ klein, „zu“ groß, „zu“ hängend, „zu“ asymetrisch). Sie erzählen von den Reaktionen anderer Menschen auf ihre Brüste und was das mit ihnen gemacht hat. Sie erzählen von Schönheits-Operationen und Umgang mit Krankheit und amputierten Brüsten.

Vielen Dank an diese Frauen, die sich so ehrlich nackt zeigen. Ich schließe mich Soraya Chemaly im Vorwort an: „Die hier versammelten Geschichten sind sowohl eine markante Gegenerzählung zur Objektivierung als auch eine lautstarke Ablehnung der Auswirkungen davon. … Ich bin Laura für diese erfrischende, radikale und aufschlussreiche Subjektivierung dankbar.“