Wollen Frauen Machos?

Liebesleben
Frage zum Liebesleben:

 

“Mir fällt immer wieder auf, dass Frauen von Männern fasziniert sind, die groß sind, breitschultrig, knackiger Körper, eventuell dickes Konto und dazu prädestiniert sind Arschlöcher oder Alfa-Mann zu sein (erste Kategorie).
Auf der anderen Seite sollte der Mann kommunikativ, emphatisch, ein guter Zuhörer und Koch sein, eventuell noch Tantra-Lehrer (zweite Kategorie).
Meistens sind die Frauen mit Männern der ersten Kategorie zusammen, obwohl die Frau sich eigentlich die zweite Kategorie wünscht, aber aus irgendein Grund ihn nicht attraktiv findet – das ist dann eher der platonische Freund der Frau.
Warum ist das so?!”

Unsere Antwort:

 

Lieber Unbekannter,

aus deiner Frage klingt viel Frust heraus. Und damit bist du nicht alleine. Nach Jahren fortschreitender Gleichberechtigung herrscht bei vielen Menschen eine Unklarheit über ihr Verhalten in Beziehungen. Wir brauchen einen neuen Blick auf das was Liebe, Beziehung, Sexualität ausmachen soll, wie wir uns unser Zusammensein wünschen.

Wenn wir beide definieren würden, wie wir uns den Idealmann wünschen, würden wir sagen, er soll Kraft ausstrahlen, vor allem in dem er präsent ist, zeigen was er will und gleichzeitig ein offenes Herz haben, seine Partnerin sehen, lieben und durchaus auch mal auf Händen tragen. Präsent sein heißt übrigens für uns, dass jemand wirklich in dem Moment 100% da ist, nicht in Gedanken in der Vergangenheit oder Zukunft hängt, und uns seine ganze Aufmerksamkeit schenkt. Das ist etwas, was viele in unserer schnellen Art zu leben verlernt haben, was aber unbedingt notwendig ist, um Intimität zwischen zwei Menschen entstehen zu lassen.
Leider durften es die meisten Männer in unserer Gesellschaft nicht lernen ihr Herz zu öffnen und sich wirklich mit dem zu zeigen, was an Bedürfnissen und Wünschen und Gefühlen da ist. Deshalb versuchen sie über anderes Kraft auszustrahlen, so wie du es ja auch schon beschrieben hast, zum Beispiel über den Körper (antrainierte Kraft über Muskelmasse) oder Statussymbole. Oder sie gehen in die andere Rolle und versuchen es ihrer Partnerin Recht zu machen, vergessen dabei aber ihre eigenen Bedürfnisse.
Beides führt dazu, dass sie nicht erkennbar sind, weil sie sich nicht wirklich zeigen. Daher ist beides nicht das was dem „Idealmann“ entspricht, aber als Frau würde man dann aus Mangel an „Idealmännern“ für aufregenden Sex vielleicht den ersteren wählen und als Familienvater den letzteren. Wir behaupten, dass sie mit beiden nicht glücklich sind.

Um zu verstehen warum das so läuft, kann man sich nochmal anschauen, was die Gleichberechtigung eigentlich mit unserem Beziehungsverhalten gemacht hat. Natürlich wollen wir im Alltag einen Partner auf Augenhöhe. Aber im Sex braucht es eine Dynamik zwischen männlicher und weiblicher Energie. Sonst schlafen uns dabei die Füße ein. Das muss nicht unbedingt auf die Geschlechterrollen verteilt sein. Jeder hat weibliche und männliche Energie in sich. Und wir zum Beispiel mögen es beides zu leben. Aber die Dynamik an sich braucht es! Und weil Frauen heute im Alltag viel „ihren Mann stehen müssen“, ist oft eine große Sehnsucht da, beim Sex wieder in das ganz Weibliche zu gehen, sich hingeben und empfangen zu dürfen.

Das soll also heißen: Bitte werde nicht die Sorte erster Mann! Werde kein Arschloch! Denn das ist es nicht, was Frauen wirklich wollen. Es geht darum beides zusammenzubringen, den „Krieger“ und den „liebevoll fürsorglichen Ehemann“. Es geht darum deine Art zu finden, wie du in deine Kraft kommen kannst und gleichzeitig dein Herz zu öffnen. Und das funktioniert nicht, indem du schaust was die anderen angeblich brauchen und meinen wie du sein solltest!

Es geht nicht darum es einer Frau recht zu machen oder es ihr nicht recht zu machen und ein Arschloch zu sein. Es geht darum herauszufinden was DU selbst willst und wie DU das leben kannst. Und zwar jenseits aller Rollenklischees. (Das gilt übrigens natürlich für jeden Menschen, nicht nur für Männer.)
Und wenn du herausgefunden hast wer du bist und das auch zeigst, dann erst wirst du erkennbar und das macht dich attraktiv.

Und wenn du dann deiner Partnerin, wenn sie nach Hause kommt, einen Tee machst, weil du Freude daran hast sie zu verwöhnen, wird sie das toll finden und vielleicht dahin schmelzen. Denn dann weiß sie, dass du dich frei dafür entschieden hast das zu tun, weil du sie gerne verwöhnen möchtest. Und nicht, weil du denkst ihr einen Gefallen tun zu müssen. Das ist ein großer Unterschied! Wenn du gelernt hast, ganz bei dir zu sein und frei zu deinen Wünschen und Bedürfnissen zu stehen, kannst du dich natürlich auch mit vollen Herzen dafür entscheiden etwas für jemand anderen zu tun und dafür vielleicht auch eigene Wünsche zurückzustellen. Und das wird dann ganz leicht, wenn du dein Herz mit ins Spiel bringst. Dann findet sich dieses Gleichgewicht schon fast von alleine.

Aber erstmal ist es einfach wichtig deine Bedürfnisse zu kennen, damit du dann im Zusammensein mit anderen in jedem Moment deine Prioritäten entsprechend setzen kannst. Und manchmal wird es dich dann erstaunen, wie gut deine Bedürfnisse zu denen der anderen passen, wenn du sie erstmal überhaupt wahrnimmst und aussprichst.
Das ist so wie mit dem Ei bei Loriot: Wie komisch tragisch ist es doch, wenn man ein Leben lang „leidet“ und seiner Partnerin das Beste vom Ei abgibt, dabei mag sie das gar nicht und hat das nur angenommen, weil sie dachte man mag es selbst nicht.

In diesem Sinne: Steh zu dem was du bist und die Frauen werden auf dich fliegen!

Liebe Grüße,

Mara & Vivien