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Geniale Vielfalt

Geni(t)ale Vielfalt

 

Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Künstler:innen und Projekte, die sich der Aufgabe widmen, die beeindruckende Vielfalt der Vulven oder Vulvinas sichtbar zu machen. In sozialen Medien, Büchern und Ausstellungen finden sich gezeichnete oder fotografierte Darstellungen von Vulven in ihrer ganzen Pracht. Diese Kunstwerke zelebrieren die einzigartige Schönheit und Vielfalt, die jede Vulva ausmacht.

Doch gleichzeitig gibt es Stimmen, die sich fragen: Warum müssen wir einen so intimen Körperteil so offen zeigen? Warum sollte die Vulva in die Öffentlichkeit getragen werden?

Warum die Vulva zeigen?

 

1. Die Schönheit der Vielfalt

Jede Vulvina ist einzigartig. Die Formen, Farben und Strukturen, die wir in den künstlerischen Darstellungen sehen, sind so unterschiedlich wie die Gesichter der Menschen. Manche Vulven erinnern an filigrane Blumen, andere an exotische Früchte, manche wirken zart und verborgen, andere majestätisch und kraftvoll. Diese Vielfalt ist faszinierend und wert, gefeiert zu werden. Die Kunst hilft uns, diesen Teil des Körpers, der oft im Verborgenen bleibt, mit neuen Augen zu sehen – als etwas Wunderschönes, das genau so existiert, wie es ist.

2. Vertrautheit schafft Akzeptanz

Was wir als schön empfinden, ist oft das, was uns vertraut ist. Doch viele Menschen, insbesondere Frauen, betrachten ihre Vulva selten – sei es, weil sie anatomisch weniger sichtbar ist oder weil es gesellschaftlich nicht üblich ist, sich mit einem Spiegel zu betrachten. Die Vulva ist nicht so prominent wie der Penis, der sich äußerlich präsentiert. Das führt dazu, dass viele Frauen eine gewisse Distanz zu diesem Körperteil haben, der für ihre Sexualität und Identität so zentral ist.
Diese Distanz hat historische Wurzeln: Jahrhunderte der Unterdrückung weiblicher Sexualität haben dazu geführt, dass viele Frauen ihre Vulva als unästhetisch empfinden oder sich sogar vor Abbildungen ekeln. Diese negative Einstellung kann zu Scham führen und die Beziehung zum eigenen Körper beeinträchtigen. Scham hindert uns daran, unsere Sexualität selbstbewusst zu leben und kann sogar psychosomatische Beschwerden verursachen.
Je mehr wir jedoch Vulven betrachten – in der Kunst oder im Spiegel – desto leichter fällt es uns, ihre Schönheit zu erkennen. Und damit auch die eigene Vulvina als wunderbaren Teil des eigenen Körpers zu feiern.

3. Wissen und Sprache schaffen

Viele Menschen wissen wenig über die Anatomie der Vulvina, da sie selten genau betrachtet oder besprochen wird. Je mehr wir uns mit Vulven und Vaginas beschäftigen und sie anschauen, desto besser verstehen wir ihre Anatomie und Funktionen. Dies hilft uns nicht nur dabei, die richtigen Worte für unsere Körperteile zu finden, sondern auch, uns besser mit unserem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Wissen ist ein mächtiges Werkzeug, das uns hilft, über uns selbst und unsere Sexualität selbstbestimmt zu sprechen.

4. Sichtbarkeit gegen Gewalt

Die öffentliche Sichtbarkeit der Vulvina hat auch eine tiefere gesellschaftliche Dimension. Frauen und Menschen mit Vulvina sind nach wie vor häufig sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Indem wir unsere Körper, insbesondere unsere Genitalien, in die Öffentlichkeit bringen, brechen wir das Schweigen, das oft um sexualisierte Gewalt herrscht. Täter nutzen häufig Scham und Schuld, um ihre Opfer zum Schweigen zu bringen. Je mehr wir offen über unsere Körper und unsere Sexualität sprechen, desto weniger Macht haben diese Strategien. Wissen und Offenheit schützen – nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Seele.

Die Vulvina ist so viel mehr als ein verborgenes, intimes Körperteil. Sie ist Ausdruck von Lebenskraft, Sinnlichkeit und Individualität. Ihre Vielfalt zu feiern und zu zeigen, ist ein wichtiger Schritt, um unsere Körper in ihrer ganzen Schönheit und Einzigartigkeit anzuerkennen und zu lieben. Also lasst uns die Vulvina aus dem Schatten holen – in die Kunst, in die Wissenschaft, in die Öffentlichkeit – und sie in all ihrer Pracht feiern!

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Modernes Tantra

Tantra modern: schick, hip, frisch und spaßig
Modernes Tantra

 

„Alltägliche Ekstase. Tantra-Rituale für alle Leidenschaften.“ von Barbara Carrellas ist ein wunderbares Praxis-Buch für alle Menschen, die Lust haben auf leichte und bodenständige Art tantrische Übungen kennenzulernen.

Die legendäre Sex-Performance-Künstlerin Annie Sprinkle beschreibt im Vorwort wie sie Barbara kennenlernte und schreibt, dass Tantra der „Wegweiser“ ihrer beider sexuellen Reise war. Im Lauf der Jahre, während derer Barbara in die queere Szene eingetaucht ist und Workshops leitete für Menschen, die „auf der Suche nach transformativen Erfahrungen waren, die ihrem individuellen Lebensstil und ihrer Persönlichkeit entsprachen“, sei Barbaras „ganz eigener Tantra-Stil entstanden: neu, allumfassend, schick, hip, frisch und spaßig.“ Und Annie ergänzt: „Alltägliche Ekstase gibt mir die Hoffnung, dass die Welt ein Ort sexueller Befriedigung, Ekstase, Erleuchtung für alle sein kann.

Das finde ich auch! Das Buch ist tatsächlich geeignet viele Menschen da abzuholen, wo sie gerade stehen in ihrer Sexualität. Es gibt eine kurze Einführung zur tantrischen Philosophie, entkräftet einige Mythen wie „Tantra ist eine Religion“, „Zum Tantra gehören Mann und Frau“ oder „Es wird nicht richtig gefickt“ und widmet sich der Frage was eigentlich Ekstase ist und wie wir sie erreichen können.

Nach einer kurzen Vorstellung der sieben Chakren, geht es auch schon los mit praktischen, sehr gut beschriebenen Körperübungen, alleine oder mit PartnerIn. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine sehr wertvolle Diskurse über Achtsamkeit, Qualität von Berührung, verschiedene Arten Orgasmen zu erleben etc.

Und anschließend schreibt sie zu tantrischem BDSM, tantrischen Ritualen, Tantra in der Gruppe bis hin zu Sex als Heilung.

Schließlich endet das Buch mit einem Nachwort von Dr. Laura Méritt, unsere Berliner Aufklärungs-Ikone, deren Buch „Frauenkörper neu gesehen“ wir hier auch schon vorgestellt haben. Sie schreibt: „Ekstase ist überall und sie ist machbar. In kleinen Portionen oder großen Explosionen. Lasst uns wortwörtlich in unsere Körper hineinfallen. Das Spirituelle ist körperlich und umgekehrt. Jede und jeder und alle können es.“ YES!

Brüste, Frauen, Geschichten

100 Frauen, ihre Brüste, ihre Geschichten

 

„bare reality: 100 women, their breasts, their stories” (Nackte Realität: 100 Frauen, ihre Brüste, ihre Geschichten) von Laura Dodsworth gibt es unseres Wissens leider bisher nicht auf Deutsch, wir möchten es dennoch hier gerne vorstellen.

Laura Dodsworth hat auch noch die Bücher „womanhood: the bare reality“ und „manhood: the bare reality” veröffentlicht. Und allen drei Büchern ist gemeinsam, dass sie die Vielfalt zeigen: die Vielfalt von Körpern und ihren Geschichten. Es werden die Bilder von Menschen gezeigt, das heißt von ihren Körpern, ihren Brüsten bzw. ihren Genitalien. Ihre Gesichter sieht man nicht, sie bleiben anonym. Und das macht es vielleicht möglich, dass sie so ehrlich ihre Geschichten erzählen: die Geschichten ihrer Brüste bzw. ihrer Genitalien.

In dem Buch über Brüste heißt es im Vorwort von Soraya Chemaly: „Als Mädchen und Frauen lernen wir oft, über unsere sich verändernden Brüste aus der Perspektive zu denken, wie sie sich für andere Menschen anfühlen – insbesondere für Männer und Babies. Mit anderen Worten: Unterhalb der Gedanken an BHs und Badeanzüge denken wir an uns in Begriffen wie Sex oder Opfer, nackt und entblößt oder tröstend und nährend.“

Laura Dodsworth zeigt „Frauen von 19 bis 101 Jahre alt, Frauen mit gesunden Brüsten, oder Frauen die Brustkrebs hatten, Frauen verschiedener Ethnien und aus allen Gesellschaftsschichten, Brüste in allen Formen und Größen, heterosexuelle, lesbische, bisexuelle, asexuelle und Transfrauen.“ Über die Bilder und in den Texten erzählen sie von der Liebe und der Beziehung zu ihren Brüsten und auch von den Schwierigkeiten diese so anzunehmen und so schön zu finden wie sie sind („zu“ klein, „zu“ groß, „zu“ hängend, „zu“ asymetrisch). Sie erzählen von den Reaktionen anderer Menschen auf ihre Brüste und was das mit ihnen gemacht hat. Sie erzählen von Schönheits-Operationen und Umgang mit Krankheit und amputierten Brüsten.

Vielen Dank an diese Frauen, die sich so ehrlich nackt zeigen. Ich schließe mich Soraya Chemaly im Vorwort an: „Die hier versammelten Geschichten sind sowohl eine markante Gegenerzählung zur Objektivierung als auch eine lautstarke Ablehnung der Auswirkungen davon. … Ich bin Laura für diese erfrischende, radikale und aufschlussreiche Subjektivierung dankbar.“