Lichen Sclerosus

gesunde vulvina
Lichen Sclerosus

 

Lichen sclerosus ist eine Krankheit, die viele Frauen betrifft und doch leider, selbst bei Ärzten, kaum bekannt ist. Und das obwohl schon 1886 in einem medizinischen Lehrbuch darüber geschrieben wurde.

Es handelt sich dabei um eine chronisch entzündliche Bindegewebserkrankung der Haut, meist des äußeren Genitalbereichs. Lichen sclerosus ist griechisch, und heißt so viel wie “weiße harte Flechte”.

Wer ist betroffen?

Schätzungen gehen davon aus, dass jede 50. Frau von Lichen sclerosus betroffen ist. Wie bei vielen genital auftretenden Krankheiten trauen sich viele Menschen nicht darüber zu sprechen. Die Dunkelziffer ist daher vermutlich hoch. Vielfach wird die Diagnose erst bei Frauen nach den Wechseljahren gestellt, doch die Krankheit tritt häufig schon bei jungen Frauen auf. Eine frühe Diagnose ist wichtig, um Spätfolgen wie eine Vernarbung und Rückbildung der Vulva zu vermeiden.
Auch Mädchen und Männer / Jungen können betroffen sein. Bei Kindern erfolgt oft eine Spontanheilung in der Pubertät.
Während Schwangerschaften sind Patientinnen oft beschwerdefrei.
Natürlich beeinträchtigt eine solche Krankheit oft auch das Sexualleben und kann zu psychischen Belastungen führen.

Woher kommt diese Krankheit?

Lichen sclerosus gehört höchstwahrscheinlich zu den Autoimmunkrankheiten und kann genetisch bedingt sein. PatientInnen haben gehäuft auch andere Autoimmunkrankheiten, hormonelle Veränderungen wie auch Erkrankungen der Schilddrüse, oder Diabetes Mellitus. Auch ein Zusammenhang mit einer Borrelia burgdorferi Infektion (v.a. durch Zecken übertragene Krankheit) oder einer HPV Infektion (u.a. möglicher Auslöser von Gebärmutterhalskrebs) wird diskutiert.
Letztendlich kann Lichen sclerosus natürlich wie alle Krankheiten im Genitalbereich, besonders diejenigen mit Hautsymptomen, auch eine Folge früherer traumatischer Ereignisse sein und/oder auf Themen in der eigenen sexuellen Geschichte hinweisen, die nicht gelöst sind.

Was sind die Symptome?

  • Starker Juckreiz und/oder Brennen, Schmerzen, Gefühl von Wundsein
  • Die befallene Haut wird trocken, rissig, färbt sich weißlich, rot oder bräunlich
  • Entstehung von Fältchen und verdickten, harten Hautstellen
  • Häufige Blaseninfekte

 

Die Symptome und Beschwerden werden nicht selten mit Pilz, Herpes, Hauttrockenheit, Neurodermitis, Blaseninfekten oder Entzündungen verwechselt.
Die Diagnose lässt sich durch eine Gewebeentnahme absichern.

Wie ist der Krankheits-Verlauf?

Körpereigene immunkompetente Zellen zerstören das elastische Bindegewebe der Unterhaut des äußeren Genitals. Begleitend tritt eine Gefäßentzündung auf. Dadurch wird die Haut gereizt und sehr empfindlich, es treten offene Stellen auf, aber auch Hyperkeratosen (eine Art Verschorfung).
Ohne Behandlung kann es zu Vernarbungen kommen, die inneren Vulvalippen können sich zurückbilden – was den Eingang der Vagina verengen kann, die Klitorisperle kann überwachsen werden und das Risiko an Krebs zu erkranken soll um 4% steigen.
In einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium und in Extremfällen kann es sein, dass die typischen Strukturen des weiblichen Genitals nicht mehr zu erkennen sind.
Bei Männern steht neben der Symptomatik bei langer Nichtbehandlung eine fortschreitende Vorhautverengung und evt. eine Harnröhrenverengung im Vordergrund.
Lichen sclerosus kann bei beiden Geschlechtern auch den Damm und die Anusregion sowie die Gesäßfalte betreffen.

Welche Therapie ist möglich?

Schulmedizin

  • Die klassische Behandlung besteht in der Akutphase in einem täglichen Auftragen einer Kortisonsalbe der Klasse 3 bis 4. Danach muss das Kortison als Erhaltungstherapie – ein Leben lang – alle 4-5 Tage angewendet werden.
  • Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit zusätzlich mit einem CO2 Laser zu behandeln, um die Regenerationsprozesse des Körpers anzuregen.
  • In sehr schweren Fällen ist mitunter eine Operation erforderlich.

 

Alternativmedizin

Da schulmedizinische Behandlungen nur auf der symptomatischen Ebene ansetzen und oft Nebenwirkungen haben, empfehlen wir alternative und ganzheitliche Heilmethoden wie die

  • Homöopathie (eine homöopathische Behandlung sollte nur durch eine/n Heilpraktiker/in oder Arzt/Ärztin nach ausführlicher Anamnese erfolgen)
  • Sexualtherapie / Traumatherapie

 

Das kann unterstützt werden durch

  • Pflanzen- und Aromatherapie (z.B. Kräuter-Sitzbäder und eine Mischung aus den passenden ätherischen Ölen mit Mandelöl, Arganöl oder Kokosöl als Basis)
  • Immunstärkende Therapien (z.B. Darmsanierung, Ernährungsberatung)

 

Unterstützende Hautpflege

  • tägliches Waschen (nur mit Wasser)
  • tägliche Hautpflege mit rückfettenden Ölen oder Salben ohne Zusatzstoffe
  • Seiden- oder Baumwollwäsche
  • Vermeidung mechanischer Hautirritationen durch hartes Toilettenpapier oder Handtücher, feuchtes Toilettenpapier, harte Fahrradsättel oder enge Kleidung

Vaginalpilz

Vaginale Pilzinfektion
Vaginalpilz

 

Es gibt Krankheiten der weiblichen Genitalien, die relativ unbekannt sind, obwohl sie durchaus viele Menschen mit Vulvina betreffen, wie Lichen Sklerosus oder Vaginismus, die wir in unseren Beiträgen „Gesunde Vulvina“ bereits vorgestellt haben.

In diesem Beitrag wollen wir über etwas schreiben, das fast jeder Frau bekannt ist und mit der manche Menschen immer wieder zu tun haben: vaginale Pilzinfektionen, kurz Vaginalpilz genannt.

Trotz der weiten Verbreitung kursieren dazu immer noch Mythen, die wir hier gerne richtigstellen wollen.

Vaginalpilz bedeutet meistens ein erhöhtes Vorkommen an Candida albicans (oder anderen Candida Pilzen). Das ist ein Pilz, der in geringer Anzahl natürlicherweise im Körper vorhanden ist. Wenn aber die mikrobiotische Flora der Vagina aus dem Gleichgewicht kommt, kann das zu einer Vermehrung dieser Pilze kommen. Bemerkbar macht sich das oft durch Juckreiz (und Brennen) der Vulvina, sowie durch Rötungen, einen weißen Ausfluss und Schmerzen bei Berührung.

Mythen:

1.
Ein Vaginalpilz wird immer durch einen Intimpartner übertragen.
Stimmt nicht! Eine Pilzinfektion kann auch durch ein geschwächtes Immunsystem, Stress, Antibiotika-Behandlung o.ä. entstehen. Die Ansteckungsgefahr beim Sex ist allerdings gegeben und bei immer wiederkehrenden Infektionen sollte sich der Partner ebenfalls untersuchen und gegebenenfalls behandeln.
2.
Ursache für den Vaginalpilz ist mangelnde Hygiene im Intimbereich.
Ist zwar möglich, eine viel häufigere Ursache ist heute aber eine übertriebene Hygiene im Intimbereich, z.B. durch Intimseifen, -deos oder -lotions, die die empfindliche Schleimhaut angreifen können. Eine Reinigung mit Wasser ist für die Vulvina ausreichend!!! Und Unterwäsche aus Baumwolle besser als Synthetik, denn bei letzterer staut sich Wärme und Feuchtigkeit, was Pilze sehr mögen. Außerdem lieber nachhaltige Menstruationsprodukte verwenden! Herkömmliche Tampons und Binden können Weichmacher, Bleichmittel und allergieauslösende Duftstoffe enthalten, die die Schleimhaut reizen und durch ihren Plastikanteil ebenfalls ein warmes und feuchtes Milieu fördern können.
3.
Wenn ein Vaginalpilz nicht mit Antimykotika behandelt wird, kommt er immer wieder.
Oft wird eine Pilzinfektion mit Antimykotika behandelt: Vaginaltabletten und Cremes, häufig mit dem Wirkstoff Clotrimazol, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Diese Behandlung kann aber auch die Vaginalflora weiter zerstören. Es ist daher wichtig nach einer solchen Behandlung diese wieder aufzubauen, damit nicht gleich die nächste Pilzinfektion folgt, oder erstmal eine alternative Behandlung auszuprobieren, wie durch Kräuter-Sitzbäder (z.B. Thymian) oder Homöopathie. Ein Aufbau der Darmflora und eine Umstellung der Ernährung können zusätzlich sehr unterstützen. Und natürlich können wie bei allen Krankheiten der Genitalien auch psychische Themen dahinter stecken, die sich in der Sexualität zeigen, zum Beispiel wenn Frauen Schwierigkeiten haben ihre Wünsche und Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren.

Vaginismus

Vaginismus - Ursachen und Therapie
Vaginismus

 

Vaginismus ist eine funktionelle sexuelle Störung, unter der viele Frauen leiden. Sie wird definiert als eine Verengung des Vaginaleingangs durch eine unwillkürliche, wiederkehrende oder anhaltende, Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur, die eine Penetration (durch Finger, Tampon, Penis o.a.) erschwert oder unmöglich macht.
Vaginismus ist nicht nur mit vielen Schmerzen verbunden, sondern auch mit viel Scham und Versagensangst, und wird daher oft verschwiegen.

Wer ist betroffen?

Im Sexocorporel wird unterschieden in zwei unterschiedliche Typen von Vaginismus:
Typ 1: Die Frau fürchtet sich davor, dass etwas in ihre Vagina eindringt. Fehlendes Wissen, wenig Bezug zum eigenen Körper (insbesondere der Vulvina), falsche Vorstellungen von Sexualität und/oder negative sexuelle Erfahrungen bis hin zu sexuellem Missbrauch können dazu führen, dass sich gewisse Muskelgruppen, besonders die Beckenbodenmuskeln, verspannen, sobald sich etwas der Vagina nähert.
Typ 2: Die Frau fürchtet sich vor einer potentiellen Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes. Diese Angst ist generalisiert und diffus und kann sich nicht nur auf den körperlichen Vorgang des Gebärens beziehen, sondern auch auf das Tragen des Kindes im Bauch und das anschließende Bemuttern.

Was sind die Ursachen?

Wenn der Mund nicht nein sagt, übernimmt das die Vagina!
Wir denken, dass es notwendig ist zuerst herauszufinden, warum sich die Vagina verschließt. Oft geht es dabei um einen Schutz, um eine Grenze, die die Frau nicht gelernt hat bewusst wahrzunehmen und über den Mund auszusprechen. Daher übernimmt dann die Vagina die Aufgabe des Schutzes.
Wichtige Fragen sind daher:
Wie wünsche ich mir meine Sexualität? Und wie kann ich meine Grenzen auf andere Weise setzen und meinen sicheren Raum anders gestalten?

Welche Therapie ist möglich?

Von Gynäkolog*innen werden üblicherweise Dehnungsübungen mit Hilfe von Dilatoren empfohlen. Unserer Erfahrung nach kann das helfen, wenn über eine gleichzeitige Entspannung positive Erfahrungen gemacht werden.
Außerdem können Botox-Injektionen (oft als einmalige Behandlung) durch die vermittelte Erfahrung von positiver und schmerzfreier Penetration erfolgreich sein.
Auch Massagen des Beckenbodenbereichs, sowie um und in der Vagina, durch entsprechend qualifizierte Physiotherapeut*innen, Osteopath*innen und Tantramasseur*innen können helfen.
Wir empfehlen aber vor allem eine umfassende Begleitung auf physischer und psychischer Ebene (z.B. durch Sexological Bodyworker*innen, Sexocorporel Therapeut*innen o.a.).
Diese kann bestehen in Sexualtherapie mit Informationsvermittlung, Bewegungs-, Berührungs- und Atemübungen zur besseren Wahrnehmung und Entspannung der Vagina, Arbeit auf der Beziehungsebene (zu den Eltern, zum Partner) und direkter Berührung, Massagen.
Für den Austausch können auch Selbsthilfegruppen sehr hilfreich sein.