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Jun '21
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SchauLust
Film Embrace
SchauLust: Embrace

 

Der Film „Embrace – Du bist schön!“ von 2016 ist heute immer noch aktuell, wichtig und sehenswert! Es geht um die Frage, warum es uns so schwer fällt unseren Körper so zu lieben wie er ist.

Taryn Brumfitt aus Australien bekommt drei Kinder, ist danach unglücklich mit ihrem Körper, überlegt sich operieren zu lassen und bringt stattdessen durch hartes Bodybuilding-Training ihren Körper wieder „in Form“.
Dann allerdings erkennt sie, dass das die vielen Opfer nicht wert war. Sie sieht ihrer kleinen Tochter beim Spielen zu und ihr wird klar, dass sie auf keinen Fall möchte, dass diese jemals gegen ihren eigenen Körper kämpft, so wie sie.

Taryn lebt also weiterhin gesund, isst aber wieder normal und macht Sport „nur noch“ aus Freude. Als sie wieder einige Kilogramm zugenommen hat, postet sie Vorher/Nachher Fotos von sich in den sozialen Medien. Nur eben die umgekehrte Variante der üblichen Bilder. „Vorher“: ihr Körper sehr schlank und durchtrainiert. „Nachher“: ihr Körper in seiner natürlichen Fülle und Schönheit.

Diese Fotos erregen unglaublich viel Aufsehen und gehen um die ganze Welt. Erstaunt über diese unerwartete immense Aufmerksamkeit, beschließt Taryn einen Film zu drehen und reist selbst um die Welt, um Menschen zum Thema Körperliebe zu interviewen:
Sie trifft eine Cosmopolitan Redakteurin, eine Psychologin, eine Sexualberaterin, eine magersüchtige Frau, eine Frau mit verbrannter Haut, eine Frau mit Haarwuchs im Gesicht und andere. Sie unterhält sich außerdem mit der Schauspielerin Nora Tschirner, die den Film auch mitproduziert.

Mit den Frauen spricht sie darüber was hinter unseren Schönheits-Idealen steckt. Dazu Prof. Marika Tiggemann (School of Psychology, Flindus University):
Uns wurde eingetrichtert, dass dünn gesund und fett ungesund bedeutet. Aber das ist nicht der Fall. Es gibt viele dünne Menschen, die nicht gesund sind, die ungesund essen, hohen Blutdruck haben, etc. Und es gibt viele dicke Menschen, die kerngesund sind.“

In diesem Film wird klar wie viele Frauen sich ständig mit ihrem Körper beschäftigen und diesen verändern wollen. Dazu Ricki Lake (Schauspielerin): „Ich habe keine Ahnung wie es wäre nicht über mein Gewicht nachzudenken. Ich kenne es nicht anders. Meine Mutter war schon so von Essen und Diäten besessen, dass ich damit groß geworden bin. … Das ist Normalzustand. Das ist bei den meisten Frauen so. Es ist ein echter Kampf. Und ich ärgere mich, dass ich so viel Zeit damit verbracht habe zu hassen, was ich im Spiegel gesehen habe. Ich suche immer noch nach dem Punkt, an dem ich mich 100 Prozent wohl fühle in meiner Haut.“

Von Kindheit an werden Mädchen mit diesen Vorstellungen konfrontiert und darauf reduziert. Dazu Melinda Tankard Reist (Co-Founder, Collective Shout): „Wenn wir Mädchen sexualisieren und auf ihre sexuellen Eigenschaften reduzieren, wenn wir ihnen sagen sie müssten dünn, heiß und sexy sein und der Rest zählt nicht, dann tragen wir zu physischen und psychischen Störungen bei.“

Auch das Thema Schönheits-Operationen bis hin zu genitalen Operationen wird angesprochen. Dazu Jane Langton (Sexual Health Consultant): „Männer sehen ihre Penisse und spielen damit. Aber Frauen sehen nie die Vulva einer anderen Frau. Wenn wir diese Schamgrenze überwinden und uns austauschen: „Wow, deine Vulva ist ganz anders als meine!“, dann ist das nicht das, was wir in Pornos sehen, dann ist das das Leben. Wir sind alle schön und besonders.

Taryn zeigt in dem Film auch immer wieder Szenen aus ihrem Privatleben. Sie spricht darüber wie wichtig es für sie ist, ihrer Tochter ein Vorbild zu sein und zu vermitteln, dass sie wunderbar ist, so wie sie ist. Und es kommt ihr Mann zu Wort, der schockiert ist über die abwertenden Kommentare anderer Männer zu Taryns Nacktfotos. Taryn zeigt, dass sie einen Marathon laufen kann, auch wenn sie nicht dünn und durchtrainiert ist. Sie nimmt an einem Nacktschwimm-Event teil, an dem sich Frauen mit den verschiedensten körperlichen Besonderheiten trauen sich zu zeigen. Und an einem Foto-Shooting durch einen sehr bekannten Fotografen mit ebenfalls ganz verschiedenen Frauen.

Ein Hoch auf diesen Film und auf unsere wundervollen Körper!

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