Für die 3SAT Doku “Solo-Sex. Von Menschen und Tieren, die masturbieren” haben wir 30 Tage lang mit insgesamt 16 Frauen mit körperlicher Selbstliebe, vor allem mit dem Pulsator und zum Thema “vaginale Sensibilisierung” geforscht. Hier ein Auszug aus dem Forschungsbericht von Emily, einer Teilnehmenden.
“Durch die tägliche Selbstliebe-Praxis hat sich bei mir erst einmal ein Bewusstsein für körperliche Selbstliebe gebildet.
Zuvor ging es mir immer ausschließlich um einen schnellen Orgasmus und das möglichst effizient auf die eingespielte und gut funktionierende Weise. Selbstbefriedigung, auch wenn ich sie lustvoll genossen habe, hatte für mich kein wirklich gutes Image, genauso wenig wie Sex-Toys, die ich nie besessen habe.
Durch das tägliche Praktizieren ist die Selbstliebe-Praxis für mich so etwas wie ins Licht getreten. Sie ist etwas Natürliches geworden, auch dadurch, dass es Anleitungen, Vorbilder und die Möglichkeit zum Austausch in der Frauengruppe gab.
Bei all den neuen und interessanten Erfahrungen, die ich während der Zeit gemacht habe, frage ich mich, warum ich nicht selbst früher auf die Idee gekommen bin, mich zu erforschen.
Sicher lag dies auch daran, dass ich innerliche Berührungen durch mich selbst nicht besonders lustvoll empfand und nach wenigen Versuchen wieder aufgab, ich wusste ja nicht, dass es ein gewisses „Training“ braucht, um mich für diese Reize zu sensibilisieren und was es mir für Vorteile bringen kann.
Aktuell kann ich sagen, dass ich innerliche Berührungen durch mich selbst schätzen gelernt habe und sie genießen kann. Mich selbst mit den Fingern von innen zu erforschen, ist interessant und erregend, doch bei längerer Dauer auch unbequem. Deshalb habe ich den Pulsator sehr gerne benutzt. Er ist wie eine Verlängerung meiner Finger. Wenn er in mir pulsiert, habe ich es lieben gelernt, dass ich nichts tun muss und mich ganz auf meine Empfindungen konzentrieren kann.
Das ist neu, denn ich habe bemerkt, dass ich dazu tendiere, immer etwas tun zu wollen und das einfach nur Daliegen, Nichtstun und Spüren mir eher fremd sind.
Dabei konnte ich beobachten, dass sich mein Lustempfinden und meine Erregung gerade durch bewusstes Entspannen und Loslassen in Ruhe stark steigert. Selbst wenn ich manchmal keine Lust auf Selbstliebe und Pulsator habe, tut die Anwendung des Pulsators gut, denn mein Körper reagiert sehr positiv auf ihn. Entweder stellen sich unerwarteterweise (manchmal sogar recht schnell) Lustgefühle ein und ich gehe doch auf Entdeckungsreise oder ich bemerke die entspannende und mich beruhigende Wirkung.
Nach einer genussvollen Selbstliebe-Sitzung am Morgen fühle ich mich häufig wohl und genährt und gut in meinem Körper angekommen. Ich reagiere gelassener und fühle mich insgesamt gestärkt für den Tag. Damit hat die Selbstliebe-Sitzung eine ähnliche Wirkung wie eine körperliche Fitnesseinheit, nur dass sie lustvoller ist.
Leider habe ich meine Selbstliebesitzung im Alltag oft erst am Abend nach all den anderen Aufgaben „geschafft“. Es bleibt eine Aufgabe, mir hierfür bewusst schon am Vormittag Zeit zu nehmen, um tagsüber von den Vorteilen zu profitieren.
Durch die tägliche Praxis bin ich auch zum ersten Mal körperlich mit meinem Zyklus in Kontakt gekommen, was sehr erhellend war. Je mehr ich über mich weiß und je besser ich mich kenne, desto mehr fühle ich mich als „Herrin“ in meinem Körper.
Ich denke, dass sich meine vaginale Sensibilität über die 4 Wochen insgesamt erhöht hat. Das bemerke ich daran, dass ich den Pulsator erregender finde, die Entspannung meines Beckenbodens besser wahrnehme und beim Sex bemerke, dass wenn mein Partner mich mit den Fingern innerlich stimuliert, mir eher zartere Berührungen mit Pausen zum Nachspüren reichen und ich ansonsten das Gefühl habe, schneller in eine Überreizung zu gehen.
Mit Hilfe des Pulsators kann ich meinen klitoralen Orgasmus mit einem vaginalen Orgasmus koppeln, was mir ein ganz anderes Orgasmusgefühl bringt. Es ist nicht so grell und spitz, sondern eher flächig, runder und umfassender.
Allerdings stelle ich auch fest, dass ich mich bei meiner Selbstliebe immer mehr vom Wunsch (oder der Jagd) nach einem Orgasmus löse. Mein Handlungsspielraum und mein Empfinden sind größer geworden und es ist einfach schon erfüllend, die Erregungswellen und das Pulsieren in meinem Körper wahrzunehmen, mich zu spüren und dankbar zu sein für meinen wunderbaren Körper, der mir eine solche Vielzahl von Empfindungen ermöglicht – und das sogar ganz allein, unabhängig von einem Partner.
Insgesamt habe ich gelernt, dass meine körperliche Selbstliebe ein weites Feld ist und es sich lohnt, auch über den Kurs hinaus, weiterzuforschen. Es gibt wahrscheinlich noch unendlich viel zu entdecken und Entdecken, Kreativität, Lust und Erregung fühlen sich sehr lebendig an. Außerdem kann ich meine Erfahrungen bei der Selbstliebe mit meinem Partner teilen und in unser gemeinsames Ausprobieren und Entdecken einfließen lassen, was ich als große Bereicherung empfinde.
Vielen Dank für Eure Inspiration und Ermutigung.”