Klitoris Anatomie

Klitoris Anatomie

 

Anna Zachary ist Ärztin, Psychoanalytikerin und Feministin und macht sich in diesem Buch auf die Suche nach der Klitoris und ihrer Rolle im psychoanalytischen Diskurs. Denn in der Psychoanalyse wurde viel über die Kastrationsangst, den Penisneid und den Phallus in seinen unterschiedlichen Gestalten geschrieben und diskutiert. Aber wo bleibt die Klitoris, die doch in ihrer biologischen Struktur und Funktion mit dem Penis in den wichtigsten Aspekten identisch ist?!

Diese Gleichwertigkeit der Genitalien belegt sie, indem sie die wissenschaftliche Arbeit von Biologinnen vorstellt. Dabei interessiert sie aber vor allem warum bis heute die Ergebnisse solcher Arbeiten immer wieder verleugnet und fehlinterpretiert wurden:
„Zu beobachten ist beispielsweise eine universale Angst vor dem weiblichen Begehren, die seine rigide Kontrolle erzwingt.“

Aufschlussreich findet sie dazu auch, „dass Freud die weibliche Sexualität als <<dunklen Kontinent>> bezeichnete“ und dass es im öffentlichen Diskurs scheinbar immer wieder um „die verborgenen, geheimen weiblichen Genitalien, die Leidenschaftlichkeit des potentiell unstillbaren und so furchterregenden Verlangens, die Angst vor der enormen Dehnfähigkeit der Vagina unter der Geburt“ geht.

Anna Zachary wandert in ihren Texten auf ihrer Suche nach der Klitoris, ihrer Bedeutung für die weibliche Sexualität und die Stellung der Frau ein wenig durch die Geschichte (der allgemeinen, der psychoanalytischen und der sexualwissenschaftlichen), beschreibt psychische Auswirkungen der Verdrängung der weiblichen Genitalien und Lust und schildert dabei immer wieder Fälle aus ihrer eigenen psychoanalytischen Praxis.

Und wenn auch diese psychoanalytische Sicht recht speziell ist, ist das meiner Meinung nach immer wieder sehr interessant und aufschlussreich. Eine Bereicherung zum Thema der Unterdrückung der weiblichen Sexualität in unserer Geschichte und Gegenwart.

Neuer Feminismus

Die potente Frau
Neuer Feminismus

 

Das Buch „Die potente Frau“ von Svenja Flaßpöhler kommt klein daher mit seinen gerade mal 44 Seiten. Aber in diesen wenigen Seiten ist Großes enthalten.

Es ist die Fortführung eines Feminismus, den Simone de Beauvoir und Judith Butler (auf die sich Svenja Flaßpöhler beide bezieht) begründet haben.
Als Judith Butlers zentrale These zitiert sie: „Wir müssen aufhören weiterhin naiv von „Männern“ und „Frauen“ zu sprechen. Denn solange wir meinen, es gäbe so etwas wie eine natürlich Zweiteilung der Geschlechter, bleiben wir in einer männlichen Logik gefangen.“

Die Metoo Bewegung ist ihr da zu regressiv, hält sich im Nein und in der Passivität auf: „Tatsächlich festigt #metoo ein zutiefst patriarchal geprägtes, von Passivität und Negativität gezeichnetes Frauenbild, anstatt es aufzubrechen.“

Svenja Flaßpöhler zeichnet ein neues Bild der potenten Frau: „Anstatt die männliche Sexualität zu entwerten, wertet sie ihre eigene auf.“

Das ist genau auch unser Denken. Darauf beruht unsere Arbeit. Und somit gibt es einfach nur zu sagen: klare Buchempfehlung!

Vulva Graphic Novel

vulva geschichte als comic
Vulva Geschichte als Graphic Novel

 

Liv Strömquist ist eine gesellschaftskritische Künstlerin und schwedische Comiczeichnerin. In ihren Büchern transportiert sie mit ihren sehr vielfältig kreativen Zeichnungen oft feministische Inhalte, dekonstruiert bestehende gesellschaftliche Machtstrukturen.

„Der Ursprung der Welt“ ist, ähnlich wie das bereits von mir vorgestellte Buch „Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“ von Mithu M. Sanyal, eine Kulturgeschichte der Vulva. Und diese Geschichte erzählt Liv Strömquist sehr plastisch und bissig. Der Comic beginnt damit zu erklären, was das eigentliche Problem ist: „Sie halten es vielleicht für ein Problem, dass man das, was als „das weibliche Geschlechtsorgan“ bezeichnet wird, in unserer Kultur unsichtbar macht und mit Scham verbindet … dass man es für unangemessen hält, darüber zu sprechen … es schlechthin negiert, verschweigt, peinlich findet … und dass es noch nicht mal einen ordentlichen Namen hat! … Aber in unserer Kultur gibt es ein SEHR VIEL GRÖSSERES und ERNSTERES PROBLEM! Und zwar Männer, die ein VIEL ZU GROSSES Interesse an den Tag legen für das, was als „das weibliche Geschlechtsorgan“ bezeichnet wird!“

Dann stellt sie J.H. Kellog vor, der nicht nur die Cornflakes erfand, sondern auch der Meinung war, dass sich Frauen Säure auf die Klitoris schütten sollten, um mit der Masturbation aufzuhören. Oder Dr. Isaac Baker-Brown, der die Klitorisdektomie (Herausschneiden der Klitoris) befürwortete. Bis hin zu Cuviers Rassentheorie über die Größe der Vulvalippen (damals natürlich Schamlippen). Und so geht es weiter, von einer spannenden Geschichte zur nächsten, von den Mythen über die Geschichte der Vulva in der Religion, in der Medizin, der Psychotherapie, bis hin zum Menstruationsmärchen Dornröschen.

Ein sehr kurzweiliges künstlerisches Buch, das dir in doppeltem Sinne die Augen öffnen wird.

Die Lust der Frau

Katja Lewina Sie hat Bock
Ein Plädoyer für die Lust der Frau

 

Katja Lewina hat eine große Klappe! Und da steckt so einiges dahinter! Über ihr im Frühjahr 2020 erschienenes Buch „Sie hat Bock“ schreibt Charlotte Roche: „Es kribbelt zwischen den Beinen, Schweißausbrüche, lachen und schämen. Was will man bitte mehr? Es ist so gut geschrieben! Ich liebe es.“

Ich liebe es auch! Weil es so direkt ist, weil es darin keine Tabus gibt und vor allem weil es darum geht wie Frau ihre Sexualität selbstbestimmt leben kann! Sie geht der Frage nach: „Welchen kollektiven Vorstellungen über weibliche Sexualität gehen wir auf den Leim? Vor allem: welche Alternativen gibt es zu ihnen?“ Sie hat viel dazu gelesen (interessante Literaturliste hinten im Buch) und sie schreibt über die Themen, die uns auch so wichtig sind: Wie lernen wir als Kinder/Jugendliche Sexualität? Welche Sprache verwenden wir für unsere Genitalien? Welchem Sexismus sind wir immer noch ausgesetzt?

Es ist ein Plädoyer dafür, dass auch Frauen Lust haben und diese leben wollen! Sie schreibt über das was ist: über Pussys, Pornos und sexualisierte Gewalt. Und sie schreibt über das wie es sein sollte oder könnte: über Verführung , Konsens, Polyamorie. Sie schreibt über vaginalen, oralen und analen Sex, spricht über Körperhaare, Körpersäfte und Falten. Und natürlich auch über Selbstliebe: „Falls ihr nicht schon längst wie wild an euch selbst rumspielt – probiert es aus! Ihr könnt nur gewinnen.“

Vielen Dank, Katja, für dieses mutige Buch! Wir werden es unseren Töchtern zum Lesen geben.