Sex in Berlin

Ein Streifzug durch die Berliner sexpositive Szene

 

Nike Wessel, bekannt durch den Podcast Sex in Berlin, beschreibt ihr gleichnamiges Buch von dem jungen Berliner Verlag Vast Chili Nova als „wie ein Sonntagmorgen in Berlin: verkatert, nackt und unvergesslich“.
Und tatsächlich fühlt sich die Lektüre genau so an: ein sinnlicher, politischer, tief persönlicher Streifzug durch die Berliner Sexpositive-Szene – mit Witz, Klarheit und Haltung erzählt.

Es ist ein Buch über Berlin als Möglichkeitsraum: Eine Stadt, in der sich queere, kreative, sexpositive Lebens- und Liebensformen entfalten können. Und es ist ein Buch über die Menschen, die diese Räume gestalten. Nike stellt Clubs und Initiativen wie das SchwuZ (das aktuell ums Überleben kämpft – bitte supporten!), das IKSK, das Karada House, Pornceptual oder die Frauen Temple Nights von Lenia Soley vor. Sie porträtiert Pionierinnen wie Laura Méritt von Sexclusivitäten, Paare wie Liebelei, Sexarbeiterinnen vom Paramour Collective und Performer*innen wie Pauline Marie-Antoinette oder die Velvet Creepers.

Dabei bleibt sie nicht außen vor, sondern berichtet auch von ihren eigenen Erfahrungen – etwa von ihrer ersten Nacktparty, bei der sie das erste Mal etwas erlebte, das sie heute die „Power of Sex“ nennt: Die Kraft, die aus der Verbindung zum eigenen Körper und zu anderen entsteht. Ihre Reise durch die Berliner Szene ist gleichzeitig ein persönlicher Transformationsprozess – humorvoll, offen, politisch und ohne sich etwas vorzumachen.

Sexpositivität definiert Nike dabei nicht als bloße Toleranz, sondern als aktive Feier der sexuellen Vielfalt – natürlich auf Basis von Konsens und Selbstbestimmung. Feministische Bewegungen haben diese Kultur mitgeprägt, aber Nike weist auch auf Widersprüche hin: Denn patriarchale und diskriminierende Strukturen machen auch vor sexpositiven Räumen nicht halt. Ihr Appell ist deutlich:
„Die sexpositive Bewegung ist wie die Demokratie kein Selbstläufer – sie muss verteidigt werden.“

Passend dazu beginnt das Buch mit drei starken feministischen Stimmen:

  • Mit Emilia Roig spricht sie darüber, dass Sexualität und Liebe zwar intim sind, aber auch zutiefst politisch – geprägt durch Sexismus, Rassismus, Heteronormativität.
  • Mit Katja Lewina geht es um Endlichkeit und wie Vergänglichkeit unseren Umgang mit Lust verändert.
  • Mithu Sanyal fordert eine Gesellschaft, die nicht nur sexualisierte Gewalt thematisiert, sondern auch Raum schafft für Lust, Bedürfnisse und sexuelle Menschenrechte – schon in der Schule.

 

So geht Sex in Berlin weit über einzelne Nächte oder Clubs hinaus. Es ist ein Plädoyer für eine sexuelle Kultur, die frei, vielfältig und bewusst gelebt werden kann – auch im Alltag. Eine Kultur, die verbindet, Kraft gibt und Raum lässt, um sich selbst immer wieder neu zu entdecken.
Ein inspirierendes, leidenschaftliches und wichtiges Buch – nicht nur für Berliner*innen.

Orgasmic Parents

Orgasmic Parents – Unser neues Buch erscheint bald!

 

Nach dem großen Erfolg von Orgasmic Woman freuen wir uns riesig, euch endlich von unserem nächsten Herzensprojekt zu erzählen: Orgasmic Parents: Eltern werden – Paar bleiben! erscheint am 14. Oktober 2025 – und du kannst es jetzt schon vorbestellen!

Das Buch ist wie ein Geschwisterchen für Orgasmic Woman: liebevoll, mutig und vollgepackt mit Inspiration, Wissen und praktischen Impulsen für eine erfüllte Sexualität – und wieder vielfältig, tabulos und wundervoll illustriert und gestaltet von Natalia Alicja Dziwisch. Diesmal mit dem Fokus auf die Herausforderungen und Chancen, die die Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Elternsein für Nähe, Lust und Intimität mit sich bringt. Denn ja, Eltern sein verändert vieles – aber nicht das Recht auf eine lebendige Sexualität!

Ein Arbeitsbuch genauso wie ein Schmuckstück und Geschenk für alle, die Eltern werden wollen oder schon Eltern sind.
Jetzt vorbestellen & signiertes Exemplar sichern!

Wenn du das Buch hier bestellst, bekommst du nicht nur ein signiertes Exemplar mit einer kleinen persönlichen Überraschung, sondern unterstützt uns auch direkt als Autorinnen. Die Autorenwelt-Plattform zahlt zusätzlich ein faires Honorar pro verkauftem Buch aus – so hilfst du aktiv mit, unsere Arbeit in die Welt zu bringen. Vielen Dank!

Natürlich ist das Buch auch in jeder anderen Online-Buchhandlung vorbestellbar – aber über die Autorenwelt freuen wir uns besonders!

Workshops zum Buch: Werdet “Orgasmic Parents”!

Parallel zur Buchveröffentlichung wird es auch begleitende Workshops geben, in denen wir gemeinsam tiefer in die Inhalte eintauchen:

  • Wie verändert sich eure Sexualität, wenn ihr Eltern werdet?
  • Wie bleibt Intimität lebendig im Familienalltag?
  • Und wie können wir bewusst Räume für unsere Sexualität als Eltern schaffen – jenseits von Leistungsdruck oder Idealen?

 

Alle Infos zum Workshop und zur Anmeldung findest du hier .

Noch kein Orgasmic Woman Exemplar?

Auch unser erstes Buch Orgasmic Woman: Deine Lust ist deine Kraft. kannst du jetzt bei der Autorenwelt bestellen oder weiterhin direkt im Orgasmic Woman Shop.

Wir freuen uns riesig, diesen Weg mit euch gemeinsam zu gehen – hin zu mehr Selbstbestimmung, Intimität und Lust im Alltag von Frauen* und Eltern.

Herzlichst deine
Mara & Vivien und dein Orgasmic Team

Gleichstellung

Ich wollte nur noch feministisch ficken. Aber ist das überhaupt möglich?

 

Mit dieser Frage bringt Cleo Libro den inneren Widerspruch vieler feministischer Menschen auf den Punkt – und legt in ihrem Buch Gleichstellung. Sex zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Ein feministischer Selbstversuch radikal offen, wie tief der Widerspruch zwischen unserer Lust und dem Wunsch nach Gleichstellung in unsere Körper und Fantasien eingeschrieben ist.

Das Buch liest sich leichtfüßig, fast wie ein Tagebuch, mit trockenem Humor, Selbstironie und scharfer Analyse. Cleo nimmt uns mit in ihre Erfahrungen mit Lust, Dating, Körperlichkeit, Grenzverwirrungen und Widersprüchen zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Dabei bleibt sie stets bei sich – und wird gerade dadurch exemplarisch.

Sie stellt unbequeme Fragen:

Warum reizen mich Machtgefälle?
Wieso tauchen in meinen Fantasien oft klassische Klischees auf – gerade die, die ich eigentlich überwunden glaubte?
Was ist mit Konsens – und warum fühlt sich der manchmal eher wie ein Lustkiller an?
Was, wenn ich „eigentlich“ Gleichberechtigung will, aber in der Praxis anders handle?

Cleo kommt nicht mit einfachen Antworten. Sie beschreibt vielmehr den Zwischenzustand, in dem sich viele bewegen: zwischen feministischer Theorie und gelebter Intimität. Zwischen Idealen und hormonellen Realitäten. Zwischen Selbstbestimmung und der Lust am Kontrollverlust.

Spoilerwarnung!
Am Ende wird das Buch nicht hoffnungslos – im Gegenteil.
Cleo entdeckt:

  • Konsens kann anregend sein – wenn er aktiv gestaltet wird.
  • Fantasien dürfen widersprüchlich sein – und zeigen uns trotzdem (oder gerade deshalb) unsere realen Grenzen.
  • Körperliche Erregung bedeutet nicht automatisch Zustimmung – ein wichtiges Thema, das auch in unserem Buch Orgasmic Woman ein eigenes Kapitel hat.
  • Wenn wir Penis-in-Vulvina-Sex (PiV) weder idealisieren noch abwerten, entsteht Raum für eine echte Vielfalt der Praktiken.
    Selbstbestimmung schließt Verführung nicht aus.

Außerdem geht es im Buch auch um Solo-Sex, Orgasmusdruck, den Unterschied zwischen Sex in Beziehungen und im unverbindlichen Rahmen – und um die Frage, warum feministische Verhütung immer noch ein ungelöstes Problem bleibt.

Auf Seite 140 gibt’s übrigens eine kleine, liebevolle Erwähnung unseres Orgasmic Woman-Coachings – und auch in unserem Orgasmic Woman Buch findet Cleo ihren Platz mit einem kurzen Beitrag.

Fazit:
Gleichstellung ist keine Anleitung zum „richtig feministischen Sex“ – sondern ein kluges, verletzliches, mutiges Buch, das Lust und Politik zusammendenkt, ohne sie glattzubügeln.
Ein Muss für alle, die sich fragen:
Wie frei bin ich wirklich in meiner Lust?
Und wie kann ich mir meine Freiheit (zurück)erobern?

Wir werden laut!

Sex kann die Welt verändern

 

Hallo und schön, dass du hier bist!

Wir möchten uns bei dir bedanken. Dafür, dass du uns folgst, unsere Inhalte liest und vielleicht schon länger ein Teil unserer Community bist. Heute wenden wir uns mit einem besonderen Anliegen an dich. Es ist ein Thema, das uns tief bewegt und das weit über unsere Arbeit hinausgeht.

Die letzten Jahre haben wir uns mit Leidenschaft darauf konzentriert, Menschen dabei zu unterstützen, eine erfüllendere Sexualität und tiefere Beziehungen zu erleben. Unsere Mission war klar: weibliche* Sexualität aus dem Schatten der Tabus zu holen, sie zu feiern und Wissen und Selbstbestimmung zu verbreiten.

Doch während wir in unserer Arbeit vieles bewegt haben, hat sich die Welt draußen verändert – und wir stehen gerade vor vielen Herausforderungen. Gewalt, Ungleichheit, Klimakatastrophen und politische Ignoranz bestimmen die Schlagzeilen. Unsere kleine Bubble reicht nicht mehr aus, um dem etwas entgegenzusetzen. Es ist Zeit, unseren Fokus zu erweitern und lauter zu werden!

Sexualität: Mehr als Lust und Erotik

Eine Frage hören wir immer wieder: „Warum Sexualität? Gibt es nicht dringendere Themen?“
Unsere Antwort ist klar: Sexualität ist kein Randthema. Sie ist zentral für das Leben – und für den Frieden in der Welt.
Sexualität ist:
Regulation und Transformation
Ein Weg, um Trauma zu verarbeiten und Heilung zu finden.
Kommunikation und Konsens
Eine Art mit uns selbst und mit anderen zu kommunizieren und eine mögliche Basis für ein friedliches Miteinander.
Liebe und Lebensenergie
Ein Tanz zwischen Leben und Tod und eine Kraft, die uns antreibt und verbindet.
Verbindung mit dem Körper
Ein Moment, im Körper anzukommen – in einer Welt, die uns oft von uns selbst entfremdet.

Sexualität ist nicht nur privat – sie ist politisch. In ihr stecken die Energie und das Potenzial, Veränderungen in uns selbst und in der Gesellschaft anzustoßen.

Die Vision von Orgasmic Woman

Von Anfang an war unsere Arbeit von einer größeren Vision getragen: Sexualität als Beitrag zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Wir haben lange geglaubt, es reicht, diese Verbindung in unseren Coachings und Workshops zu leben.
Doch wir merken jetzt: Wir müssen mehr zeigen, was Sexualität mit der Welt um uns herum zu tun hat. Es wird Zeit, laut zu werden.

Frauen*, FLINTA und die Kraft der Verbindung

Unsere tägliche Arbeit zeigt uns immer wieder, wie wichtig es ist, dass Frauen* und FLINTA ihre Kraft entdecken. Zu oft begegnen uns Geschichten von Gewalt, Verachtung und Missachtung – und von der Schwierigkeit und oft Unmöglichkeit, NEIN zu sagen, wenn wir das nie gelernt haben.
Doch wir sehen auch, welche Energie freigesetzt wird, wenn Menschen sich mit ihrem Körper, ihrer Sexualität und miteinander verbinden. Das ist die Kraft, die wir nutzen müssen – für uns selbst und für die Welt.

Verbindung statt Spaltung: Warum wir alle brauchen

Auch wenn unser Fokus oft auf weiblicher* Sexualität liegt, wollen wir niemanden ausschließen. Wir glauben daran, dass Veränderung nur gemeinsam möglich ist. Die Polarisierung und Trennung, die wir derzeit in der Welt erleben, führt nirgendwohin.
Wir wollen Versöhnung und brauchen eine Bewegung der Verbindung: Frauen*, Männer, FLINTAs – alle, die bereit sind, sich für eine gerechtere, friedlichere Welt einzusetzen.

Unser nächster Schritt: Eine Einladung an dich ❤️

Wir haben lange genug Selbstliebe praktiziert. Jetzt geht es darum, uns mit der Welt zu vereinen.
Ab sofort starten wir monatliche kostenlose Calls, in denen wir uns austauschen, vernetzen und gemeinsam Ideen entwickeln. Jede*r ist willkommen – und wir laden dich von Herzen ein, dabei zu sein.

Gemeinsam laut werden

Sagen wir NEIN zu Gewalt und Spaltung und JA zur Vielfalt, zur Heilung und zu einem neuen Miteinander. Sexualität kann die Brücke sein, die uns verbindet – mit uns selbst und miteinander.
Wir sind aufgewacht. Jetzt ist die Zeit, uns zu zeigen. Werde Teil dieser Bewegung! Denn jede Stimme zählt, und gemeinsam können wir das Unmögliche möglich machen!

Melde dich hier für unser erstes Vernetzungstreffen an!

Geniale Vielfalt

Geni(t)ale Vielfalt

 

Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Künstler:innen und Projekte, die sich der Aufgabe widmen, die beeindruckende Vielfalt der Vulven oder Vulvinas sichtbar zu machen. In sozialen Medien, Büchern und Ausstellungen finden sich gezeichnete oder fotografierte Darstellungen von Vulven in ihrer ganzen Pracht. Diese Kunstwerke zelebrieren die einzigartige Schönheit und Vielfalt, die jede Vulva ausmacht.

Doch gleichzeitig gibt es Stimmen, die sich fragen: Warum müssen wir einen so intimen Körperteil so offen zeigen? Warum sollte die Vulva in die Öffentlichkeit getragen werden?

Warum die Vulva zeigen?

 

1. Die Schönheit der Vielfalt

Jede Vulvina ist einzigartig. Die Formen, Farben und Strukturen, die wir in den künstlerischen Darstellungen sehen, sind so unterschiedlich wie die Gesichter der Menschen. Manche Vulven erinnern an filigrane Blumen, andere an exotische Früchte, manche wirken zart und verborgen, andere majestätisch und kraftvoll. Diese Vielfalt ist faszinierend und wert, gefeiert zu werden. Die Kunst hilft uns, diesen Teil des Körpers, der oft im Verborgenen bleibt, mit neuen Augen zu sehen – als etwas Wunderschönes, das genau so existiert, wie es ist.

2. Vertrautheit schafft Akzeptanz

Was wir als schön empfinden, ist oft das, was uns vertraut ist. Doch viele Menschen, insbesondere Frauen, betrachten ihre Vulva selten – sei es, weil sie anatomisch weniger sichtbar ist oder weil es gesellschaftlich nicht üblich ist, sich mit einem Spiegel zu betrachten. Die Vulva ist nicht so prominent wie der Penis, der sich äußerlich präsentiert. Das führt dazu, dass viele Frauen eine gewisse Distanz zu diesem Körperteil haben, der für ihre Sexualität und Identität so zentral ist.
Diese Distanz hat historische Wurzeln: Jahrhunderte der Unterdrückung weiblicher Sexualität haben dazu geführt, dass viele Frauen ihre Vulva als unästhetisch empfinden oder sich sogar vor Abbildungen ekeln. Diese negative Einstellung kann zu Scham führen und die Beziehung zum eigenen Körper beeinträchtigen. Scham hindert uns daran, unsere Sexualität selbstbewusst zu leben und kann sogar psychosomatische Beschwerden verursachen.
Je mehr wir jedoch Vulven betrachten – in der Kunst oder im Spiegel – desto leichter fällt es uns, ihre Schönheit zu erkennen. Und damit auch die eigene Vulvina als wunderbaren Teil des eigenen Körpers zu feiern.

3. Wissen und Sprache schaffen

Viele Menschen wissen wenig über die Anatomie der Vulvina, da sie selten genau betrachtet oder besprochen wird. Je mehr wir uns mit Vulven und Vaginas beschäftigen und sie anschauen, desto besser verstehen wir ihre Anatomie und Funktionen. Dies hilft uns nicht nur dabei, die richtigen Worte für unsere Körperteile zu finden, sondern auch, uns besser mit unserem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Wissen ist ein mächtiges Werkzeug, das uns hilft, über uns selbst und unsere Sexualität selbstbestimmt zu sprechen.

4. Sichtbarkeit gegen Gewalt

Die öffentliche Sichtbarkeit der Vulvina hat auch eine tiefere gesellschaftliche Dimension. Frauen und Menschen mit Vulvina sind nach wie vor häufig sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Indem wir unsere Körper, insbesondere unsere Genitalien, in die Öffentlichkeit bringen, brechen wir das Schweigen, das oft um sexualisierte Gewalt herrscht. Täter nutzen häufig Scham und Schuld, um ihre Opfer zum Schweigen zu bringen. Je mehr wir offen über unsere Körper und unsere Sexualität sprechen, desto weniger Macht haben diese Strategien. Wissen und Offenheit schützen – nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Seele.

Die Vulvina ist so viel mehr als ein verborgenes, intimes Körperteil. Sie ist Ausdruck von Lebenskraft, Sinnlichkeit und Individualität. Ihre Vielfalt zu feiern und zu zeigen, ist ein wichtiger Schritt, um unsere Körper in ihrer ganzen Schönheit und Einzigartigkeit anzuerkennen und zu lieben. Also lasst uns die Vulvina aus dem Schatten holen – in die Kunst, in die Wissenschaft, in die Öffentlichkeit – und sie in all ihrer Pracht feiern!

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Heikles Gespräch

Der Tag an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte …

 

Mein lustigster Nachmittag seit langem war der, als ich vor der Praxis eines Kieferorthopäden auf der Bank saß, auf meine Tochter wartete, und dieses Buch las. Die Menschen, die an mir vorübergingen, waren sehr irritiert, weil ich die ganze Zeit lauthals lachte.

Luisa ist gerade 17 Jahre alt geworden und möchte mit ihrem Freund Justin ein Wochenende zelten gehen. Das veranlasst ihren Papa mit ihnen sprechen zu wollen, über „ein heikles Thema“, wie Luisas Mama erklärt, als er erstmal kein Wort rausbringt. Dass das spannend wird, kriegt zuerst Luisas kleine Schwester Tiffany mit, die die Oma mitschleppt und gleich auch ihren Bruder Max ruft, dem Opa folgt. Und der Nachbar kommt auch noch zufällig dazu.

Das alleine ist schon mal eine ziemlich lustige Ausgangssituation. Und wie zu erwarten, sind die Kinder natürlich aufgeklärter als ihre Eltern. Die Großeltern sind dazu auch noch sehr lässig. Und alle miteinander bringen die Eltern ganz schon zum Schwitzen.

„‘Jedenfalls‘, sagte Mama, ‚wenn sich zwei Menschen näherkommen, also ein Mann und eine Frau …“
‚Mama, ehrlich!‘, sagte Luisa. ‚Das ist ja wohl so was von altmodisch!‘ Sie wandte sich an Justin. ‚Ey, ich muss mich echt für meine heteronormativen Eltern entschuldigen.‘

‚Was heißt heteo-oma-tief?‘ fragte Tiffany.
‚Das heißt, Mama und Papa sollen nicht so tun, als würden sich nur Männer und Frauen lieben.‘, sagte die Oma.

‚Also jedenfalls, egal ob Männer oder Frauen‘, sagte Mama, ‚wenn sich zwei Menschen lieben …‘
‚Manchmal sind es auch drei‘, sagte der Opa.
‚Jetzt hörts aber auf!‘, sagte der Papa.
‚Ich mein ja nur‘, sagte der Opa.
‚Ich finde das voll cool, dass du nicht so auf die europäisch-christliche Sexualmoral fixiert bist‘, sagte Luisa.

Was dann aus diesem Gespräch noch wird und warum das dazu führt, dass der Nachbar fortan jedes Mal, wenn er einen Stecker in eine Steckdose steckte, den Kopf schüttelt und lacht und manchmal sogar die Steckdose vorher um Erlaubnis bittet, liest du am besten selbst nach.

Such dir dafür am besten irgendwo eine ruhige Bank. Viel Vergnügen!

Modernes Tantra

Tantra modern: schick, hip, frisch und spaßig
Modernes Tantra

 

„Alltägliche Ekstase. Tantra-Rituale für alle Leidenschaften.“ von Barbara Carrellas ist ein wunderbares Praxis-Buch für alle Menschen, die Lust haben auf leichte und bodenständige Art tantrische Übungen kennenzulernen.

Die legendäre Sex-Performance-Künstlerin Annie Sprinkle beschreibt im Vorwort wie sie Barbara kennenlernte und schreibt, dass Tantra der „Wegweiser“ ihrer beider sexuellen Reise war. Im Lauf der Jahre, während derer Barbara in die queere Szene eingetaucht ist und Workshops leitete für Menschen, die „auf der Suche nach transformativen Erfahrungen waren, die ihrem individuellen Lebensstil und ihrer Persönlichkeit entsprachen“, sei Barbaras „ganz eigener Tantra-Stil entstanden: neu, allumfassend, schick, hip, frisch und spaßig.“ Und Annie ergänzt: „Alltägliche Ekstase gibt mir die Hoffnung, dass die Welt ein Ort sexueller Befriedigung, Ekstase, Erleuchtung für alle sein kann.

Das finde ich auch! Das Buch ist tatsächlich geeignet viele Menschen da abzuholen, wo sie gerade stehen in ihrer Sexualität. Es gibt eine kurze Einführung zur tantrischen Philosophie, entkräftet einige Mythen wie „Tantra ist eine Religion“, „Zum Tantra gehören Mann und Frau“ oder „Es wird nicht richtig gefickt“ und widmet sich der Frage was eigentlich Ekstase ist und wie wir sie erreichen können.

Nach einer kurzen Vorstellung der sieben Chakren, geht es auch schon los mit praktischen, sehr gut beschriebenen Körperübungen, alleine oder mit PartnerIn. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine sehr wertvolle Diskurse über Achtsamkeit, Qualität von Berührung, verschiedene Arten Orgasmen zu erleben etc.

Und anschließend schreibt sie zu tantrischem BDSM, tantrischen Ritualen, Tantra in der Gruppe bis hin zu Sex als Heilung.

Schließlich endet das Buch mit einem Nachwort von Dr. Laura Méritt, unsere Berliner Aufklärungs-Ikone, deren Buch „Frauenkörper neu gesehen“ wir hier auch schon vorgestellt haben. Sie schreibt: „Ekstase ist überall und sie ist machbar. In kleinen Portionen oder großen Explosionen. Lasst uns wortwörtlich in unsere Körper hineinfallen. Das Spirituelle ist körperlich und umgekehrt. Jede und jeder und alle können es.“ YES!

Brüste, Frauen, Geschichten

100 Frauen, ihre Brüste, ihre Geschichten

 

„bare reality: 100 women, their breasts, their stories” (Nackte Realität: 100 Frauen, ihre Brüste, ihre Geschichten) von Laura Dodsworth gibt es unseres Wissens leider bisher nicht auf Deutsch, wir möchten es dennoch hier gerne vorstellen.

Laura Dodsworth hat auch noch die Bücher „womanhood: the bare reality“ und „manhood: the bare reality” veröffentlicht. Und allen drei Büchern ist gemeinsam, dass sie die Vielfalt zeigen: die Vielfalt von Körpern und ihren Geschichten. Es werden die Bilder von Menschen gezeigt, das heißt von ihren Körpern, ihren Brüsten bzw. ihren Genitalien. Ihre Gesichter sieht man nicht, sie bleiben anonym. Und das macht es vielleicht möglich, dass sie so ehrlich ihre Geschichten erzählen: die Geschichten ihrer Brüste bzw. ihrer Genitalien.

In dem Buch über Brüste heißt es im Vorwort von Soraya Chemaly: „Als Mädchen und Frauen lernen wir oft, über unsere sich verändernden Brüste aus der Perspektive zu denken, wie sie sich für andere Menschen anfühlen – insbesondere für Männer und Babies. Mit anderen Worten: Unterhalb der Gedanken an BHs und Badeanzüge denken wir an uns in Begriffen wie Sex oder Opfer, nackt und entblößt oder tröstend und nährend.“

Laura Dodsworth zeigt „Frauen von 19 bis 101 Jahre alt, Frauen mit gesunden Brüsten, oder Frauen die Brustkrebs hatten, Frauen verschiedener Ethnien und aus allen Gesellschaftsschichten, Brüste in allen Formen und Größen, heterosexuelle, lesbische, bisexuelle, asexuelle und Transfrauen.“ Über die Bilder und in den Texten erzählen sie von der Liebe und der Beziehung zu ihren Brüsten und auch von den Schwierigkeiten diese so anzunehmen und so schön zu finden wie sie sind („zu“ klein, „zu“ groß, „zu“ hängend, „zu“ asymetrisch). Sie erzählen von den Reaktionen anderer Menschen auf ihre Brüste und was das mit ihnen gemacht hat. Sie erzählen von Schönheits-Operationen und Umgang mit Krankheit und amputierten Brüsten.

Vielen Dank an diese Frauen, die sich so ehrlich nackt zeigen. Ich schließe mich Soraya Chemaly im Vorwort an: „Die hier versammelten Geschichten sind sowohl eine markante Gegenerzählung zur Objektivierung als auch eine lautstarke Ablehnung der Auswirkungen davon. … Ich bin Laura für diese erfrischende, radikale und aufschlussreiche Subjektivierung dankbar.“

Pornopositiv

Pornopositiv von Paulita Pappel
Ein Plädoyer für eine pornopositive Gesellschaft

 

Mit ihrem Buch „Pornopositiv“, das letztes Jahr erschien, hat Paulita Pappel meinen Porno-Horizont erweitert und so einige meiner bisherigen Vorurteile in Frage gestellt.
Und wenn sich ein Mensch mit dem Porno-Business auskennt, dann Paulita. Sie ist Pornodarstellerin, -regisseurin, -produzentin und Intimitätskoordinatorin. Sie leitet zwei Pornoplattformen und ist Ko-Kuratorin und Ko-Organisatorin des Pornfilmfestivals Berlin.
Über ihr Buch schreibt sie: „Dieses Buch ist eine wahre Geschichte über meinen eigenen sexuellen Weg und über Sex vor und hinter den Pornokulissen. Es ist ein Plädoyer für sexuelle Selbstbestimmung und eine Ressource, um die Welt sexuell freier zu gestalten.

Dafür braucht es ihrer Meinung nach eine „differenzierte öffentliche Debatte“ über Pornos. Sie findet es wichtig „pornopositiv“ zu sein und definiert das folgendermaßen:
„Pornopositiv heißt, auf einer gesellschaftlichen sowie persönlichen Ebene die Scham und die Angst gegenüber expliziter Sexualität abzulegen, die Vielfalt von Körpern, Sexualitäten und Sexualpraktiken anzuerkennen und die Darstellung davon in all ihrer Diversität zu fördern, Fantasien als gesunden Teil der menschlichen Sexualität zu verstehen und für Aufklärung zu sorgen. Und dabei die sexuelle Selbstbestimmung als Menschenrecht zu definieren und zu schützen und Einvernehmlichkeit als unabdingbaren Grundsatz zu etablieren.

Sie schreibt über Scham, Erotik und Wiederaneignung des eigenen Körpers, sowie über sexualisierte Gewalt, Ethik und Konsens.

Was mich an Paulitas Ansatz unter anderem begeistert, ist die Idee Pornos aus der Schmuddel- und Heimlichkeitsecke herauszuholen und sie für Aufklärung zu nutzen. Gerade bei jungen Menschen, die ja sowieso mehr über das Internet lernen als über irgendetwas anderes, ist das eine wunderbare Gelegenheit! Warum nicht altersgerecht Pornos für sie so gestalten, dass sie darüber ein positives Bild von Sexualität bekommen und sich trauen ihre eigenen Wünsche zu erforschen?! Aufklärung über Anatomie und Diversität von Körpern und Genitalien, über Mythen, Konsens, Safer Sex und anderes könnte dabei eine Rolle spielen. Und auch im Sexualkundeunterricht sollte über Pornographie gesprochen werden und darüber, dass Porno nicht gleich Porno ist!

Paulita Pappel will Porno neu definieren. Für sie setzt Pornografie Einvernehmen voraus. „Denn alles, was nicht im gegenseitigen Einverständnis stattfindet, ist keine Pornografie, sondern eine Straftat.“ Und es ist spannend, was sie über ihre Arbeit als Intimitätskoordinatorin berichtet. Zum Beispiel wird sich beim Bodymapping jede*r Darsteller*in aller Körperbereiche bewusst, indem er/sie sich berührt und die eigenen Vorlieben und Grenzen kommuniziert. Davon könnten sich viele Menschen für ihr privates Sexleben einiges abschauen.

Wir sollten damit aufhören „Pornos zum Sündenbock für Sexismus zu machen“, meint Paulita. Als Frau Pornos zu drehen, ist für sie revolutionär. „Pornos zu drehen unterwandert die Logik, die Frauen immer als potenzielle Opfer einer männlichen Sexualität ansieht. In einer patriarchalen Vergewaltigungskultur wird Frauen ein aus ihnen selbst kommender Sexulatrieb abgesprochen. … Revolutionär ist es, das umgekehrt zu denken: Anstatt uns zum Schutz zu verstecken, zeigen wir uns in unserer Sexualität, wir leben sie aus. … Wir sind nicht sexuell verfügbar, wir sind sexuell selbstbestimmt.

Weiter so, Paulita! Wir wollen noch viele Pornos von dir sehen!

Klitoris

Klitoris
Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris

 

Dieses Werk von der Kulturwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin Louisa Lorenz wird zu einem der Bücher, die wir allen Menschen, die sich für ihren Körper, ihre Sexualität und die Geschichte der Geschlechterbeziehungen interessieren, zukünftig dringend empfehlen werden.

„Das Wissen über die Klitoris ist tatsächlich für uns alle relevant, denn es berührt unser aller Leben auf unterschiedlichen Ebenen. Auf der größeren Ebene unserer Gesellschaft geht es zunächst einmal einfach um die Gleichbehandlung von Menschen und Körpern. … Außerdem werden aus der ungleichen Repräsentation von Penis uns Klitoris auch unterschiedliche Vorstellungen von „männlicher“ und „weiblicher“ Sexualität abgeleitet und verfestigt. … Die Vorstellung, dass Penis und Vagina nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zueinanderpassen, ist außerdem ein Bild, bei dem eine fortpflanzungs- und nicht eine lustorientierte Sexualität im Vordergrund steht.“

Als ich das Buch zuerst in die Hand nahm, nahm ich an, dass es sich einreihen würde in die Stimmen, die seit Jahren bei der Wiederentdeckung der Klitoris als Lustorgan die Orgasmusfähigkeit über die Vagina in Frage stellen. Seit Beginn von Orgasmic Woman versuchen wir der Vagina wieder eine Bedeutung in der weiblichen Sexualität zu geben; eine Gleichwertigkeit neben der Klitoris. Wir wünschen uns eine Wertschätzung unseres gesamten Geni(t)als und keine Hierarchie!
Ich überflog das Buch daher zuerst nur, blieb aber bei dem Kapitel „Die Abwertung der Vagina“ hängen. Da schreibt Louisa: „Den Feminist*innen, deren Ziel es war sich gegen all das aufzulehnen, was die vaginale Sexualität zu diesem Zeitpunkt repräsentierte, kamen Studien sehr gelegen, die eine Unempfindlichkeit der Vagina wissenschaftlich bestätigten. … Die Unempfindlichkeit der Vagina zu betonen, sollte Frauen darin bestätigen und ermutigen, sich einer Sexualitätsnorm zu widersetzen, die ihre Lust nicht bedachte.“ Und sie kommentiert das mit den Worten: „Zu sehen, dass gerade Frauen in einem feministischen Kontext ihren eigenen Körper so sehr abwerteten, macht mich persönlich trotzdem traurig.“

Daraufhin beschloss ich das Buch zu lesen. Und tatsächlich habe ich noch einiges gelernt. Louisa bringt in ihrem Buch nicht nur sehr detaillierte Fakten zur Anatomie der Klitoris, sie setzt sich wie wir auch sehr differenziert mit der Sprache auseinander. Sie schreibt außerdem über unsere Defizite im Lernen von Sexualität, über die Wichtigkeit der Kommunikation, über das Unwissen der Mediziner*innen und über Medizingeschichte, unter anderem zu unserem Umgang mit der Praxis der Klitorisentfernung. Und sie schreibt eine Kulturgeschichte der Klitoris, wobei sie sich schließlich auch mit neuen Mythen, wie der Erfindung des Vibrators und dem vaginalen Orgasmus laut Freud auseinandersetzt.

Es bleibt ein Buch über die Klitoris. Louisa schreibt kaum etwas zur eigentlichen Anatomie der Vagina und ihrer möglichen Sensibilität. Und auf ihren letzten Seiten zu unserem heutigen eingeschränkten Verständnis von Sexualität und des Orgasmusdrucks würde ich mir wünschen, dass sie diesen „OrgasMuss“ noch mehr als Konzept hinterfragt, so wie sie anderes in ihrem Buch kritisch hinterfragt. Aber das, was sie schreibt, zur Klitoris und ihrer Geschichte, habe ich so detailliert und differenziert noch nie gelesen und ist für mich daher ein absolutes Muss!