„Ich habe Hemmungen. Wie kann ich mich freier fühlen?“
Scham ist so ein großes Thema – gerade in der weiblichen Sexualität!
Wir schämen uns, weil wir nicht schön genug, schlank genug, jung genug sind.
Wir schämen uns, weil unsere Brüste oder unser Po zu klein, nicht rund genug, nicht straff genug sind.
Wir schämen uns, weil unsere Vulvalippen asymetrisch, zu groß, überhaupt da sind. Denn deshalb heißen sie ja Schamlippen und werden von Schamhaaren verdeckt.
Wir schämen uns für unsere Körper, weil unsere Schönheitsideale von einer Normierung ausgehen, die selten der Realität entspricht. Und weil unser Genitalbereich ein Teil unseres Körpers ist, der am besten gar nicht gezeigt werden darf (oder nur ein Abbild davon benutzt wird, um der Lust des Mannes zu dienen).
Zum Glück ändert sich das gerade ein wenig. Es gibt die Body Positivity Bewegung: In den Medien werden gelegentlich Frauen mit vielfältigeren Körperformen gezeigt. Das darf noch mehr werden! Und das Feiern der Vielfalt an Vulven findet immer noch nur in einem kleinen „Vulva-Positivity“ Bereich der sozialen Medien statt. Das darf noch viel mehr werden!
Denn wenn ich mich selbst nicht schön finde, habe ich natürlich Hemmungen beim Sex und kann mich nicht frei bewegen und mich an meinem Körper und seinen Reaktionen erfreuen, weil sich ständig meine innere Kritikerin meldet und mir bestimmte Positionen und Haltungen verbietet, weil dann mein Bauch wackelt, meine Brüste herunterhängen, das Licht auf meine Dehnungsstreifen fällt und die wilde Fleischlichkeit, Farbigkeit und der intensive Duft meiner Vulva sowieso eine Zumutung für andere ist.
Wie wichtig ist es also, dass wir unsere Körper lieben lernen wie sie sind, in ihrer ganzen Vielfalt und Fülle!
Aber das ist ja nicht alles, wodurch unsere Scham gefüttert wird. Die jahrhundertelange Unterdrückung der weiblichen Lust steckt in unseren Zellen. Und selbst wenn viele von uns theoretisch heute die Möglichkeit haben ihre Sexualität so zu leben wie sie sich das wünschen, sind wir nicht einfach von heute auf morgen ganz frei. Es braucht ein Bewusstsein für unsere Vergangenheit, um zu verstehen was uns hemmt. Es braucht Geduld mit uns selbst und ganz viel Liebe. Und es braucht die Unterstützung von anderen Frauen, die gegenseitige Stärkung, um uns immer wieder die Erlaubnis zu geben unsere Sexualität selbstbestimmt und voller Freude zu leben.