„Ich will meinen Körper, und vor allem meine (wie nenne ich sie eigentlich?), besser kennenlernen!“
Eigentlich lernen wir als Kinder unsere Körper kennen; einfach weil wir neugierig sind. Wir schauen uns an, spüren, berühren, vergleichen, spielen Doktorspiele mit anderen. Eigentlich …
Die meisten von uns sind aber nicht so frei aufgewachsen. Zumindest unterschwellig schwang es oft mit: seit Generationen erfahrene Unsicherheit bis hin zum Verbot, wenn es um Nacktheit und gar um Sexualität geht, besonders bei Mädchen und Frauen. Denn für unsere Eltern war das in ihrer Kindheit meist noch ein absolutes Tabu. Und selbst wenn sie aufgeklärter waren, als sie selbst Kinder bekamen, lässt sich kollektiv Erfahrenes und Gespeichertes nicht einfach ablegen. Dann zeigt sich die Unsicherheit in Mimik, Gestik und zwischen den Zeilen oder äußert sich sogar in einem „Fass dich da nicht an!“
Dazu kommt, dass die Vulvina versteckter ist als der Penis, der ja gut sichtbar vornedran hängt und mindestens zum Pinkeln in die Hand genommen werden muss. Um unsere Vulvina zu erforschen, müssen wir uns verrenken oder einen Spiegel nehmen. Das passiert nicht einfach so, das müssen wir schon wollen.
Wenn es aber außerdem die Vulvina in unserer Sprache gar nicht gibt, sondern nur ein „da unten“ oder eine vielleicht nicht besonders einladend benannte „Scheide“, und alles was damit zu tun hat als „Scham“bereich („Schamlippen“, „Schamhaare“, „Schambein“) gekennzeichnet ist, kommen wir gar nicht erst auf die Idee uns auf Entdeckungsreise zu begeben.
Dann ist es auch schwierig zu entdecken was uns Erregung verschafft. Oder es passiert eben zufällig, oft indirekt durch Sofaecken, Kissen oder Kletterstangen und ist dann auch mit Scham belegt. Kein neugieriges Berühren der Vulvina, Streicheln, Liebkosen, Experimentieren. Sex ist dann der Begegnung mit einem Penis vorbehalten, das „erste Mal“ findet mit einem Mann statt, nicht mit uns selbst. Es gibt immer wieder Frauen, die erzählen, dass erst ein Mann sie darauf gebracht hat, sich auch selbst zu berühren.
Aber das was in unserer Kindheit / Jugend nicht stattgefunden hat, können wir nachholen! Schau dir deine Vulvina immer wieder im Spiegel an, finde einen (oder mehrere) Namen für sie und fang an dich selbst zu berühren und zu lieben. Eine, am besten tägliche, Praxis körperlicher Selbstliebe (Masturbation) ist die beste Möglichkeit deinen Körper und deine Vulvina kennenzulernen. Und dabei kannst du ja so tun, als wärst du wieder ein kleines Kind und alles neu entdecken!