Vulva Graphic Novel

vulva geschichte als comic
Vulva Geschichte als Graphic Novel

 

Liv Strömquist ist eine gesellschaftskritische Künstlerin und schwedische Comiczeichnerin. In ihren Büchern transportiert sie mit ihren sehr vielfältig kreativen Zeichnungen oft feministische Inhalte, dekonstruiert bestehende gesellschaftliche Machtstrukturen.

„Der Ursprung der Welt“ ist, ähnlich wie das bereits von mir vorgestellte Buch „Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“ von Mithu M. Sanyal, eine Kulturgeschichte der Vulva. Und diese Geschichte erzählt Liv Strömquist sehr plastisch und bissig. Der Comic beginnt damit zu erklären, was das eigentliche Problem ist: „Sie halten es vielleicht für ein Problem, dass man das, was als „das weibliche Geschlechtsorgan“ bezeichnet wird, in unserer Kultur unsichtbar macht und mit Scham verbindet … dass man es für unangemessen hält, darüber zu sprechen … es schlechthin negiert, verschweigt, peinlich findet … und dass es noch nicht mal einen ordentlichen Namen hat! … Aber in unserer Kultur gibt es ein SEHR VIEL GRÖSSERES und ERNSTERES PROBLEM! Und zwar Männer, die ein VIEL ZU GROSSES Interesse an den Tag legen für das, was als „das weibliche Geschlechtsorgan“ bezeichnet wird!“

Dann stellt sie J.H. Kellog vor, der nicht nur die Cornflakes erfand, sondern auch der Meinung war, dass sich Frauen Säure auf die Klitoris schütten sollten, um mit der Masturbation aufzuhören. Oder Dr. Isaac Baker-Brown, der die Klitorisdektomie (Herausschneiden der Klitoris) befürwortete. Bis hin zu Cuviers Rassentheorie über die Größe der Vulvalippen (damals natürlich Schamlippen). Und so geht es weiter, von einer spannenden Geschichte zur nächsten, von den Mythen über die Geschichte der Vulva in der Religion, in der Medizin, der Psychotherapie, bis hin zum Menstruationsmärchen Dornröschen.

Ein sehr kurzweiliges künstlerisches Buch, das dir in doppeltem Sinne die Augen öffnen wird.

Wie kann ich mit Partner orgasmisch sein?

Frau schwanger in Beziehung
„Ich möchte so gerne auch mit meinem Partner orgasmisch sein!“

 

So viele Frauen (oder Menschen mit Vulvina) kennen das: Wenn sie masturbieren, haben sie keine Schwierigkeiten sich orgasmisch zu erleben. Aber in der Sexualität mit einem Partner ist das viel schwieriger und oft sogar gar nicht möglich. Woran liegt das?

Da können verschiedene Aspekte mit hineinspielen…

Zuerst einmal ist es einfacher mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich werde nicht abgelenkt von dem, was mein Partner mitbringt, alleine dadurch, dass er ein weiterer Mensch im Raum ist, mit eigenen Gefühlen, Wünschen, Bedürfnissen. Wenn ich mit mir alleine bin, muss ich nur auf mich achten und werde nicht abgelenkt.

Dann kann es natürlich einfacher sein mir selbst genau die Berührung zu schenken, die ich mir gerade wünsche. Es ist leichter das selbst zu machen, als es zuerst meinem Partner zu erklären oder zeigen oder darauf zu hoffen, dass er von selbst herausfindet was ich gerade möchte.

Dazu kommt, dass wir es in der körperlichen Selbstliebe oft gewohnt sind uns auf eine ganz bestimmte Art zu berühren, dass durch langjährige Praxis ein Muster entsteht, das sehr speziell ist. Dann muss es genau die Stelle der Klitoris sein, die auf genau diese Art berührt wird. Oder wir brauchen eine ganz bestimmte Körperhaltung und -spannung. Wenn das ein anderer Mensch macht, wird er das nie genau so machen, wie ich das mit mir selbst gewohnt bin. Und dann klappt es leider oft nicht.

Und oft passiert ja noch nicht mal das. Oft erklären die Frauen ja ihrem Partner gar nicht, was sie aus ihrer Selbstliebe-Praxis kennen an Berührung, welches Muster bei ihnen funktioniert. Sondern sie haben ganz anderen Sex mit ihrem Partner als mit sich selbst, machen sich das aber gar nicht bewusst. Wenn ich es zum Beispiel gewohnt bin beim Masturbieren meinen ganzen Körper anzuspannen und meine Klitoris dabei durch eine ganz bestimmte Berührung zu stimulieren, und dann mit meinem Partner entspannt auf dem Rücken liege und durch vaginale Berührung über seinen Penis in Erregung kommen möchte, wäre es eigentlich eher erstaunlich, wenn das gelingt. Und wenn es doch gelingt, dann wohl eher der Erregung zuzuschreiben, die über die Attraktivität des Partners auf mich, die Situation und/oder die Intimität unserer Verbindung entsteht, als der Reaktion meines Körpers auf die reine Berührung.

Was kannst du also tun, wenn du auch mit deinem Partner orgasmisch sein möchtest?

Unsere Empfehlung:

  1. Sprich mit deinem Partner darüber was dich erregt und zeige ihm das. Und wenn du es nicht weißt, gehe selbst erstmal in die Forschung oder forscht gemeinsam!
  2. Erweitere dein orgasmisches Potential! Wenn du in der körperlichen Selbstliebe übst, dich nicht mehr nur durch ein spezielles Muster zu erleben, sondern verschiedene Möglichkeiten der Berührung, Haltung, Bewegung etablierst, dann ist das auch mit einem anderen Menschen leichter.
  3. Finde heraus wie du das, was dich in der Selbstliebe erregt, in die Paar-Sexualität einbauen kannst. Manchmal ist es eine andere Stellung, oder auch nur ein etwas anderer Winkel deines Beckens, eine Bewegung, zusätzliche Berührung oder die Konzentration auf deinen Atem, die neue Impulse mit hineinbringen, die plötzlich ganz viel verändern können.
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Im Gras Liegen

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Im Gras liegen

 

Unser Tipp für die körperliche Selbstliebe draußen, in der Natur:
Ins weiche Moos oder Gras legen, einfach mal den Boden spüren, den Geruch der Erde, Wiese oder Blumen einsaugen, das Vogelgezwitscher genießen und dabei deine Hände über deinen Körper wandern lassen …

Vaginismus

Vaginismus - Ursachen und Therapie
Vaginismus

 

Vaginismus ist eine funktionelle sexuelle Störung, unter der viele Frauen leiden. Sie wird definiert als eine Verengung des Vaginaleingangs durch eine unwillkürliche, wiederkehrende oder anhaltende, Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur, die eine Penetration (durch Finger, Tampon, Penis o.a.) erschwert oder unmöglich macht.
Vaginismus ist nicht nur mit vielen Schmerzen verbunden, sondern auch mit viel Scham und Versagensangst, und wird daher oft verschwiegen.

Wer ist betroffen?

Im Sexocorporel wird unterschieden in zwei unterschiedliche Typen von Vaginismus:
Typ 1: Die Frau fürchtet sich davor, dass etwas in ihre Vagina eindringt. Fehlendes Wissen, wenig Bezug zum eigenen Körper (insbesondere der Vulvina), falsche Vorstellungen von Sexualität und/oder negative sexuelle Erfahrungen bis hin zu sexuellem Missbrauch können dazu führen, dass sich gewisse Muskelgruppen, besonders die Beckenbodenmuskeln, verspannen, sobald sich etwas der Vagina nähert.
Typ 2: Die Frau fürchtet sich vor einer potentiellen Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes. Diese Angst ist generalisiert und diffus und kann sich nicht nur auf den körperlichen Vorgang des Gebärens beziehen, sondern auch auf das Tragen des Kindes im Bauch und das anschließende Bemuttern.

Was sind die Ursachen?

Wenn der Mund nicht nein sagt, übernimmt das die Vagina!
Wir denken, dass es notwendig ist zuerst herauszufinden, warum sich die Vagina verschließt. Oft geht es dabei um einen Schutz, um eine Grenze, die die Frau nicht gelernt hat bewusst wahrzunehmen und über den Mund auszusprechen. Daher übernimmt dann die Vagina die Aufgabe des Schutzes.
Wichtige Fragen sind daher:
Wie wünsche ich mir meine Sexualität? Und wie kann ich meine Grenzen auf andere Weise setzen und meinen sicheren Raum anders gestalten?

Welche Therapie ist möglich?

Von Gynäkolog*innen werden üblicherweise Dehnungsübungen mit Hilfe von Dilatoren empfohlen. Unserer Erfahrung nach kann das helfen, wenn über eine gleichzeitige Entspannung positive Erfahrungen gemacht werden.
Außerdem können Botox-Injektionen (oft als einmalige Behandlung) durch die vermittelte Erfahrung von positiver und schmerzfreier Penetration erfolgreich sein.
Auch Massagen des Beckenbodenbereichs, sowie um und in der Vagina, durch entsprechend qualifizierte Physiotherapeut*innen, Osteopath*innen und Tantramasseur*innen können helfen.
Wir empfehlen aber vor allem eine umfassende Begleitung auf physischer und psychischer Ebene (z.B. durch Sexological Bodyworker*innen, Sexocorporel Therapeut*innen o.a.).
Diese kann bestehen in Sexualtherapie mit Informationsvermittlung, Bewegungs-, Berührungs- und Atemübungen zur besseren Wahrnehmung und Entspannung der Vagina, Arbeit auf der Beziehungsebene (zu den Eltern, zum Partner) und direkter Berührung, Massagen.
Für den Austausch können auch Selbsthilfegruppen sehr hilfreich sein.

Warum klappt es bei mir nicht?

Orgasmus Blog
Orgasmus Frage:

 

“Ich (Ende 30) hatte noch nie einen vaginalen Orgasmus. Es klappt nicht, obwohl ich das schon gerne mal erleben würde. Ich spüre gar nicht genug in der Vagina. Sie erscheint mir relativ gefühllos. Deshalb fühle ich mich oft schlecht. Wie kann ich lernen zu akzeptieren, dass es bei mir nicht klappt? Ich kann und will mich ja nicht mein ganzes Leben lang schlecht fühlen.”

Unsere Antwort:

 

Liebe Unbekannte,

die erste Frage die sich uns stellt, ist die nach dem Grund dafür, dass du dich schlecht fühlst. Wie erlebst du dich denn bisher beim Sex? Fühlst du dich schlecht, weil du zu wenig spürst und dich gerne sexuell intensiver erfahren möchtest? Ist es also dein eigener Wunsch dich auf andere Art orgasmisch zu erleben? Oder fühlst du dich schlecht, weil du denkst du solltest fähig sein etwas zu erleben, wozu du meinst nicht in der Lage zu sein? Und reagierst du damit auf einen Erwartungsdruck, der von außen kommt?

Falls eher letzteres der Fall ist, ist es unserer Meinung zuerst einmal wichtig klarzustellen, dass es „den vaginalen Orgasmus“ nicht gibt! Jede Frau ist anders, und genauso gibt es eine Vielfalt an orgasmischen Erfahrungen. Außerdem finden wir es grundsätzlich problematisch einen vaginalen Orgasmus von einem klitoralen oder sonstigen Orgasmus zu unterscheiden, weil unsere Vulva EIN Organ ist und wenn zum Beispiel die Vagina stimuliert wird, immer auch die Klitoris mit stimuliert wird. Denn die Klitoris ist ja nicht nur die kleine Klitorisperle, wie viele Menschen immer noch denken, sondern sie hat Schenkel, die die angeschwollen auch in die Vagina hinein reichen.
Dennoch ist es tatsächlich so, dass unterschiedliche Qualitäten an Orgasmen möglich sind. Und die meisten Frauen beschreiben einen Orgasmus, der durch die vaginale Stimulation ausgelöst wurde, anders als einen Orgasmus, der durch überwiegend klitorale, eher punktuelle Stimulation ausgelöst wurde.

Auf jeden Fall entsteht durch den Wunsch einen Orgasmus, und dann noch eine bestimmte Form des Orgasmus, haben zu wollen, ein Teufelskreis, der allein oft schwer aufzulösen ist. Der Erwartungsdruck führt ja nicht gerade zur Entspannung und wenn du angespannt bist, wirst du flacher atmen und dich weniger spüren. Das heißt die Wahrscheinlichkeit, dass du neue orgasmische Erfahrungen machst, wird um so geringer, je mehr du das willst. Auch wenn es also paradox klingt: Der einzige Weg dahin liegt unserer Erfahrung nach darin jegliches Ziel und jede Erwartung loszulassen und dich mehr auf dein Spüren im Moment, auf die Entspannung deiner Vagina und auf deinen Atem zu konzentrieren.

Nun zu dem Punkt, dass du sagst du spürst nicht genug in der Vagina. Damit bist du erstmal nicht alleine. Die Vagina ist für viele Menschen ein geheimer Ort, der eher wenig Aufmerksamkeit und Berührung erfährt. Und daher spüren auch viele Frauen ihre Vagina nicht gut. Das lässt sich aber ändern! Denn durch wiederholte Stimulation kann man neue Nervenverknüpfungen entstehen lassen. Wir haben ja durch unser Forschungsprojekt erfahren, dass durch tägliche Berührung und bewusste Entspannung die Vagina sensibler wird und unterstützen durch unser Orgasmic Woman Coaching Programm Frauen genau darin.

In diesem Sinne schicken wir dir ganz viel Kraft! Es gibt keinen Grund dich schlecht zu fühlen! Und wenn du neugierig bist, dann habe den Mut, zu erforschen was noch möglich ist!

Liebe Grüße,

Mara & Vivien

Die Lust der Frau

Katja Lewina Sie hat Bock
Ein Plädoyer für die Lust der Frau

 

Katja Lewina hat eine große Klappe! Und da steckt so einiges dahinter! Über ihr im Frühjahr 2020 erschienenes Buch „Sie hat Bock“ schreibt Charlotte Roche: „Es kribbelt zwischen den Beinen, Schweißausbrüche, lachen und schämen. Was will man bitte mehr? Es ist so gut geschrieben! Ich liebe es.“

Ich liebe es auch! Weil es so direkt ist, weil es darin keine Tabus gibt und vor allem weil es darum geht wie Frau ihre Sexualität selbstbestimmt leben kann! Sie geht der Frage nach: „Welchen kollektiven Vorstellungen über weibliche Sexualität gehen wir auf den Leim? Vor allem: welche Alternativen gibt es zu ihnen?“ Sie hat viel dazu gelesen (interessante Literaturliste hinten im Buch) und sie schreibt über die Themen, die uns auch so wichtig sind: Wie lernen wir als Kinder/Jugendliche Sexualität? Welche Sprache verwenden wir für unsere Genitalien? Welchem Sexismus sind wir immer noch ausgesetzt?

Es ist ein Plädoyer dafür, dass auch Frauen Lust haben und diese leben wollen! Sie schreibt über das was ist: über Pussys, Pornos und sexualisierte Gewalt. Und sie schreibt über das wie es sein sollte oder könnte: über Verführung , Konsens, Polyamorie. Sie schreibt über vaginalen, oralen und analen Sex, spricht über Körperhaare, Körpersäfte und Falten. Und natürlich auch über Selbstliebe: „Falls ihr nicht schon längst wie wild an euch selbst rumspielt – probiert es aus! Ihr könnt nur gewinnen.“

Vielen Dank, Katja, für dieses mutige Buch! Wir werden es unseren Töchtern zum Lesen geben.

Aufklärung für Erwachsene

Ann-Marlene Henning Make More Love
Aufklärung für Erwachsene

 

Die Sexologin Ann-Marlene Henning ist wohl eine der bekanntesten Aufklärerinnen im deutschsprachigen Raum, die wir momentan haben. Ihre Serie „Make Love“ über Sexualität und Beziehungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen brachte frischen Wind in ein Thema, das in den Medien sonst oft noch geprägt ist von Normvorstellungen und Tabus.

Nachdem sie 2017 das Aufklärungsbuch für Jugendliche „Make Love“ herausbrachte, schrieb sie ein Jahr später, 2018, ein entsprechendes Buch für Erwachsene ab 40 Jahren: „Make More Love“.
In diesem versucht sie mit Vorurteilen aufzuräumen, was den Sex ab dem mittleren Alter betrifft und kompetente Antworten auf oft gestellte Fragen zu geben. „Denn guter Sex fällt nicht vom Himmel. Er ist eine Frage der Kommunikation, der Übung, des Wissens und der Intimität.“

Wie auch in ihrer TV-Serie gefällt mir die sachliche, entspannte Art wie sie über Sexualität schreibt. Das Buch lädt zum Querlesen, Blättern und Schmökern ein, mit vielen Bildern, Grafiken, Zitaten, Anregungen und Übungen. Es informiert über Anatomie, wie Erregung funktioniert, was damit passiert, wenn wir älter werden und einiges mehr.

„Keine menschliche Entwicklung wird so wenig unterstützt, begleitet und verstanden wie die Sexualität.“ zitiert Ann-Marlene Henning den Züricher Sexologen und Psychiater Peter Gehrig und trägt mit ihrem Buch wesentlich dazu bei dieses Manko zu beseitigen.

Missbrauchs-Phantasien

Orgasmus Blog
Orgasmus Frage:

 

“Ich kann nur klitorale Orgasmen haben (allein und mit Vibrator). Und auch das nur beim Denken an Missbrauch.
Was kann ich tun, um auch mit schönen Gedanken oder mit einem anderen Menschen Orgasmen zu haben?”

Unsere Antwort:

 

Liebe Unbekannte,

wir verstehen deinen Wunsch sehr gut, dass du gerne mit schönen Gedanken oder anderen Menschen Orgasmen haben möchtest. Als ersten Schritt dahin würden wir dir allerdings empfehlen, dass du versuchst ganz ohne Gedanken und ohne andere Menschen, sondern nur mit der Konzentration ganz auf dich selbst in Erregung und Lust zu kommen.

Das wird dir natürlich nicht von heute auf morgen gelingen. Denn wenn du bisher dieses bestimmte Erregungsmuster hattest (Missbrauchsphantasie und klitorale Stimulation durch Vibrator) wird erstmal nicht viel passieren, wenn du das einfach weglässt oder etwas Neues versuchst. Um Erregungsmuster zu verändern, ist es wichtig das bisherige Muster beizubehalten und damit zu spielen, während man gleichzeitig etwas Neues ausprobiert.

Zum Thema Missbrauchs-Phantasien:
Diese Phantasien haben sehr viele Frauen. Und wir denken, dass es wichtig ist, diese für sich grundsätzlich anzunehmen und zu erlauben. Es ist ja erstmal nur eine Phantasie, die eine Sehnsucht ausdrückt, was nicht heißt, dass das in der Realität umgesetzt werden möchte. Vivian Dittmar erklärt sie in ihrem Buch „Sacred Sex“ mit der „tabuisierten Sehnsucht nach Hingabe, die sich auch oft in einer verqueren Form äußert – etwa in Vergewaltigungsfantasien oder dem Verlangen, gedemütigt zu werden“ In solchen Phantasien verarbeiten wir oft Kindheitserfahrungen oder ein kollektives Erbe. Mit unseren Klientinnen schauen wir uns diese erstmal an, bevor wir in die Körperarbeit gehen. Denn solche Muster lassen sich oft erst dann verändern, wenn man sich bewusst wird, was man davon hat.

Zum Vibrator:
Wenn dein Körper gelernt hat über die Stimulation durch einen Vibrator zum Orgasmus zu kommen, werden dadurch die Vibrationsrezeptoren gestärkt, nicht aber die generelle Sensibilität der Vulva. Das heißt, es wird dann schwierig auf andere Art als über diese Vibration in Erregung und zum Orgasmus zu kommen. Das kannst du aber wieder neu üben, indem du den Vibrator gezielt und bewusst einsetzt, und daneben neue Arten der Selbststimulation ausprobierst, zum Beispiel über Berührung, Bewegung, Atmung und Stimme.
Ein anderes Sextoy wie der Pulsator, mit dem wir auch in unseren Forschungsgruppen arbeiten – eine Art Vibrator, der stößt statt vibriert – könnte dir dabei auch sehr von Nutzen sein. Denn erstens kannst du mit ihm in die Hingabe gehen, weil das ein Toy ist, das sich selbst hält, wofür du also deine Hände nicht brauchst, und dich dabei ganz entspannen kannst. Zweitens kannst du mit ihm eine neue Art der Stimulation einführen, nämlich die Stimulation deiner Vagina und kannst dabei gleichzeitig mit dem Vibrator spielen.

Wenn es dir dann mit der Zeit in der Selbstliebe gelingt mit der Aufmerksamkeit immer mehr bei dir, in deinem Körper zu sein und diesen gleichzeitig neu zu sensibilisieren, dann wird es dir auch leichter fallen mit anderen Menschen in die Erregung zu gehen und Orgasmen zu erleben.

Liebe Grüße,

Mara & Vivien

Kulturgeschichte der Vulva

Rezension zu Buch Vulva von M. Sanyal
Eine Kulturgeschichte der Vulva

 

„Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“ von Mithu M. Sanyal ist eines der Bücher, die man als Mensch mit Vulvina unbedingt gelesen haben sollte. ⠀

Sie selbst bezeichnet es als „eine kleine Kulturgeschichte des Abendlandes – allerdings anhand der Darstellung des weiblichen Genitals in Alltag, Folklore, Medizin, Mythologie, Literatur und Kunst“. ⠀

Für uns ist es allerdings noch viel mehr: Es ist nämlich damit auch eine Geschichte der Unterdrückung der weiblichen Lust, oder, wie auf dem Klappentext treffend bezeichnet, „eine Geschichte von Aberkennung und Aneignung“. ⠀

Mithu M. Sanyal beginnt damit klarzustellen, warum es problematisch ist das weibliche Genital nur als Vagina zu bezeichnen (weil es somit nur auf den inneren Teil reduziert wird, und damit auf die Funktion der Fortpflanzung) und macht sich für den Begriff Vulva stark. ⠀

Sie zeigt wie die Vulva in vielen Mythologien verehrt wurde (das Heben der Röcke und Präsentieren der Vulva als Weltrettung), dann aber Scham und Verurteilung des weiblichen Geschlechts unsere Kultur bestimmten. ⠀

Und sie bringt zahlreiche Beispiele wie immer wieder mutige Künstlerinnen dagegen wirkten und sich für die weibliche Lust und eine selbstbestimmte weibliche Sexualität aussprachen. ⠀

Ein spannendes Buch also, das uns hilft zu verstehen in welchem kulturellen Kontext wir uns als Frau, als Mensch mit Vulvina, befinden und wie wichtig es ist wieder neu zu lernen unsere Vulvina zu verehren und als eine Quelle von Kraft und Inspiration zu nutzen.⠀

Sommer der Krüppelbewegung

Film Sommer der Krüppelbewegung
SchauLust: Sommer der Krüppelbewegung

 

„Dieses Camp hat die Welt verändert und keiner kennt seine Geschichte.“ Ein Sommercamp für Menschen mit Behinderung in Jenet, in der Nähe von Manhattan, geleitet von Hippies, ist der Ausgangspunkt für den Film „Sommer der Krüppelbewegung“.
Der Film berichtet von diesem Camp und der politischen Bewegung und dem sehr beeindruckenden Kampf für Rechte von Menschen mit Behinderungen (bzw. Menschen, die behindert werden), die daraus entstand. Es werden aber auch wichtige Themen angerissen wie Kommunikation, Zusammenleben und Sexualität.

Jimmy LeBrecht, der heute als Sounddesigner arbeitet, filmt in diesem Sommer, führt gemeinsam mit Nicole Newnham Regie und begleitet durch die Dokumentation, indem er auch immer wieder selbst im Film spricht und Ausschnitte aus seinem Leben zeigt.
In diesem Camp unterstützte jeder jeden, das heißt auch die Menschen mit Behinderung unterstützten sich gegenseitig. „In Camp Jenet war persönliche Hilfe für andere Teil unser aller Leben.“
Die Betreuer waren damals wohl größtenteils nicht ausgebildet und ohne Erfahrung mit Menschen mit Behinderung. Sie ließen sich einfach auf das Experiment ein, es mal anders zu machen. Dazu der Leiter des Camps:
„Jenet war eine Gelegenheit etwas anderes auszuprobieren. (Wir wollten) versuchen den Teenagern eine Umgebung zu bieten, in der sie ohne Stereotype und Etiketten Teenager sein konnten. … Wir merkten, dass das Problem nicht bei den Behinderten lag, sondern bei Nicht-Behinderten, bei uns. Es war wichtig, dass wir uns änderten.
Die Teilnehmerinnen am Camp erzählen: „Als ich nach Jenet kam, war ich in Woodstock.“ (Ann)
„Es war total irre. Aber es war eine Utopie. Als wir dort waren, gab es keine Außenwelt.“ (Denise)
Auch die politische Bewegung, unter der Leitung von Judy, einer besonders engagierten Teilnehmerin des Camps, wird in vielen sehr eindrücklichen Szenen gezeigt.

Besonders berührt hat mich die Szene, in der Denise berichtet, wie sie zurück von Jenet, ein Praktikum macht und eine Affäre mit einem Busfahrer hat. „Denn ich wurde nicht jünger und wollte nicht als Jungfrau sterben.“ Sie erzählt wie sie daraufhin eines Nachts mit schrecklichen Bauchschmerzen ins Krankenhaus kommt und einen völlig gesunden Blinddarm heraus operiert bekam, bis ein Arzt überhaupt auf die Idee kam sie auch vaginal zu untersuchen und festgestellt wurde, dass sie vermutlich Gonorrhö hat. „Einen kurzen Moment lang war ich sehr stolz auf mich. Aber dann, als ich darüber nachdachte, war es nur, weil der Chirurg der Meinung war, ich könnte nicht sexuell aktiv sein. Sehen Sie mich an. Wer würde mich ficken wollen?“ Daraufhin studierte sie und machte ihren Master in Menschlicher Sexualität. Was für eine bewundernswerte, starke und schöne Frau! Denise heiratete Neil, einen anderen Camp-Teilnehmer und sie leben heute glücklich als Familie, wie auch andere ihren Weg gefunden haben.

Der Film ist natürlich kritisch, aber auch sehr positiv, öffnet nicht nur die Augen, sondern auch das Herz der Zuschauer*innen und macht Mut weiter gegen Diskriminierung zu kämpfen, wo es nötig ist.